

Mit den SDG-Talks haben die Expert:innen der Tiroler Wirtschaftskammer eine lebendige Webinarreihe geschaffen, in der ganz konkrete Antworten gegeben werden.
Es ist einfach notwendig, zu starten und nicht zu lange zu warten“, sagt Barbara Frick. In der Feststellung der Expertin steckt eine Aufforderung und auch ein sanfter Schubser für all jene Unternehmer:innen, die sich noch nicht wirklich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandergesetzt und Handlungsansätze oder Strategien für ihr Unternehmen gefunden haben.
Barbara Frick ist Prokuristin der Cemit GmbH. Kreislaufwirtschaft, CSR, Klimaschutz und Nachhaltigkeit sind die Schwerpunkte der Unternehmensberaterin und diese Expertise ist auch der Hintergrund dafür, dass sie den Tiroler Unternehmer:innen im Rahmen des vorerst letzten SDG-Talks der WK Tirol, Antworten auf die Frage „Kann ich mir Nachhaltigkeit leisten“ geben und dabei feststellen konnte: „Wenn ich das jetzt ins Rollen bringe, kann ich in Zukunft Ressourcen einsparen.“ Noch können die Unternehmen mit ihrem nachhaltigen Engagement Zeichen setzen um die Nase vorne zu haben. „Einer der größten Vorteile im Moment ist noch die Chance auf Differenzierung. Das ist eine noch junge Nische, die man mit einer ambitionierten Nachhaltigkeitsstrategie besetzten kann“, sagt Frick.
„Wer zu lange zuwartet, bei dem steigt in der Zeitachse das Unternehmensrisiko.“
Unternehmerische Impacts
Nachhaltigkeit ist ein so großes, wie komplexes Feld, das die Unternehmer:innen vor große Herausforderungen stellt. Bekanntermaßen haben die UNO und ihre Mitgliedsstaaten im Rahmen der Agenda 2030, 17 Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Developement Goals – kurz SDGs) erarbeitet, mit denen die globalen Entwicklungsziele festgeschrieben wurden. Unternehmerische Impacts spielen darin eine besonders große Rolle und dieser Fokus findet Niederschlag in Gesetzen, Verordnungen und Rahmenbedingungen, die für die Entscheidungsfindung und das Wirtschaften selbst große Aufmerksamkeit verdienen. Die Pflöcke, die die Europäische Union mit dem Green Deal eingeschlagen hat, verändern die unternehmerischen Wege grundlegend. Entsprechend umfangreich ist das Serviceangebot der Tiroler Wirtschaftskammer (siehe Kasten). Es bietet essenzielle wie spezielle, soll heißen auf die einzelnen Unternehmen zugeschnittene, Services und im Rahmen der SDG-Talks, der online-Webinarreihe der WK Tirol, wurden zwischen Mai 2022 und November 2022 die großen Themen und Fragen für Tiroler Unternehmer:innen aufgearbeitet beziehungsweise beantwortet.
Die SDG-Talks können auf der WKT-Homepage nachgesehen und die Unterlagen dazu nachgelesen werden. Auch der letzte Talk der Reihe selbstverständlich, in dem Barbara Frick aus guten Gründen zum nachhaltigen Engagement animierte.
Etwa, indem sie konkrete Möglichkeiten zum nachhaltigen unternehmerischen Handeln aufzeigte. Ersatz fossiler Energieträger durch Erneuerbare, Ersatz von Primärrohstoffen durch Sekundärrohstoffe, Umstellung der Produktionsprozesse, Einführung einer Kreislaufwirtschaft, Eco-Design von Produkten (beispielsweise, damit sie in Zukunft recycelbar sind), Reduktion von Abfall- und Abwasserströmen oder Änderung von Lieferant:innen und Vorprodukten anhand von Nachhaltigkeitskriterien sind Schlagworte mit starker Dynamik.
Ressourcen bereitstellen
„Das bedeutet natürlich, dass wir Ressourcen bereitstellen müssen“, weiß Frick um die Notwendigkeit von Investitionen. Der Umstieg auf Wärmepumpen, Biomasse oder andere erneuerbare Energien, das Installieren von PV-Anlagen oder die Anschaffung energieeffizienter Maschinen sind keine kleinen „Brocken“, doch die dafür zur Verfügung stehenden Förderinstrumente, die Frick auch anhand von Praxisbeispielen beleuchtete, erleichtern diese Schritte, deren nachhaltige Stoßrichtung erfolgsentscheidend ist. „Im B2B-Bereich wird es bald zum Nachteil, wenn man das nicht nachweisen kann“, so Frick. Dass Partner in der Lieferkette einen CO2-Fußabdruck verlangen und nachhaltige Anforderungen stellen, ist schon jetzt keine Seltenheit. Mit Inkrafttreten des Lieferkettengesetzes in Deutschland im Jahr 2023, werden diese Nachweise zunehmend Einzug in die grenzüberschreitenden Geschäftsbeziehungen beziehungsweise -Prozesse halten und auch im B2C-Bereich wird die entsprechende nachhaltige Positionierung eines Unternehmens immer kaufentscheidender.
„Sich vorzubereiten ist einfach notwendig“, weiß die Expertin, die im Rahmen ihres Vortrages nicht nur die Zeit nach den großen Investitionen betrachtete, in denen ebendiese sich multipel rechnen, sondern auch den Worst Case beleuchtete: „Wer zu lange zuwartet, bei dem steigt in der Zeitachse das Unternehmensrisiko. Ich muss mit Umsatzeinbrüchen oder Kundenrückgängen rechnen, weil ich den Anforderungen des Marktes nicht gerecht werden kann.“ Ohne rechtzeitig gesetzte Maßnahmen und ohne die dafür nötigen Nachhaltigkeits-Strategien steigen die Kosten und fallen die Chancen. Darum ist es notwendig, zu starten und nicht zu lange zu warten.
Um die zugrunde liegenden EU-Regularien zu verstehen, sind die Beiträge der Webinarreihe „Neuerungen in der Nachhaltigkeitsberichterstattung“ eine perfekte Basis. In Zusammenarbeit mit der WK Vorarlberg beleuchten Expert:innen der KPMG im Rahmen dieser Webinarreihe Themen, die im wahrsten Sinn des Wortes die Unternehmerwelt bewegen. Dazu zählen beispielsweise die EU-Taxonomie-Verordnung, Nachhaltigkeitsberichterstattungs-Standards, die Allgemeine Einführung zur Nachhaltigkeitsberichterstattung oder das Lieferkettengesetz und die Sorgfaltspflichten von Unternehmen im Hinblick auf Nachhaltigkeit. Die Beiträge können auf der Website der WK Tirol, die gerade um eine übersichtliche Nachhaltigkeits-Kampagnenseite erweitert wird (wko.at/tirol/nachhaltigkeit) nachträglich gestreamt werden, wie auch die SDG-Talks, eine Veranstaltungsreihe, bei der die Nachhaltigkeitsziele aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet werden. Bei den von Mai bis November 2022 stattgefundenen SDG-Talks (siehe Haupttext) tauchen Tiroler Unternehmer:innen gemeinsam mit Expert:innen in die Welt der Nachhaltigkeitsziele ein und beantworten live die Fragen der Teilnehmer:innen.
Das Angebot der Tiroler Beratungsförderung widmet sich dem Schwerpunkt CSR. Die regelmäßig stattfindenden Energiegespräche zu den Entwicklungen im Bereich der Energieversorgung zählen ebenso zum Rundum-Service-Paket der WK Tirol.
Das WIFI antwortet mit den Ausbildungen „zertifizierter Nachhaltigkeits-Experte“ und „sustainable innovation manager“ auf die Herausforderungen.
Brandneu ist der von der EU geförderte und in Kooperation mit der Standortagentur Tirol angebotene SDG-Nachhaltigkeitscheck. Mit ihm ist es möglich den aktuellen Stand und die Potenziale eines Unternehmens im Rahmen eines zweistündigen Workshops festzustellen und Entwicklungsmöglichkeiten und Chancen zu evaluieren. Mit diesem Instrument des EEN (Enterprise Europe Network) werden auf Grundlage der UN-Nachhaltigkeitsziele und unternehmensbezogener Managementfaktoren eine Initialberatung und Begleitung angeboten, die als Einstieg ins strategische Nachhaltigkeitsmanagement genutzt werden kann. Mit dem „Nachhaltigkeits-Check“ können KMU ihren Status Quo reflektieren und einen Fahrplan entwickeln, um ihr Unternehmen ökonomisch, ökologisch und sozial nachhaltig aufzustellen. Das Angebot wird von der EU gefördert und kann daher für kleine und mittlere Unternehmen kostenfrei zur Verfügung gestellt werden.