Mit geförderten CSR-Beratungen Potenziale ausschöpfen

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Beton ist einer der wichtigsten Baustoffe - das geförderte Projekt trägt maßgeblich zur Dekorbanisierung von Beton-Fertigteilen bei.
Beton ist einer der wichtigsten Baustoffe - das geförderte Projekt trägt maßgeblich zur Dekorbanisierung von Beton-Fertigteilen bei.
Beton ist einer der wichtigsten Baustoffe - das geförderte Projekt trägt maßgeblich zur Dekorbanisierung von Beton-Fertigteilen bei.
© Christian Vorhofer

Die CSR-Beratungsförderung der WK Tirol hilft die ersten ESG-Schritte kostengünstig zu gehen. Mit der niederschwelligen Fördermöglichkeit werden auch Forschungs- und Entwicklungskicks gesetzt. Der Beton der Zukunft ist ein erfolgreiches Beispiel.

Der Spaß war, dass bewiesen werden konnte, dass so etwas für die Firmen Sinn macht und man sowohl ein geschlossenes ökologisches als auch ein ökonomisches System abbilden kann“, sagt Werner Kössler. Seine Begeisterung hat richtig gute Gründe. Denn Werner Kössler war als erfahrener Nachhaltigkeits-Berater live und treibend bei einer kleinen Sensation dabei – der positiv verlaufenen Machbarkeitsstudie zum Beton der Zukunft (lesen Sie dazu den Bericht „Beton der Zukunft: Das Projekt“), einem Durchbruch, der das Potenzial hat, die Welt ein Stück weit besser, weil CO2-freier zu machen.

Der Reduktion des CO2-Fußabdrucks und der Gestaltung von Circular Economy Modellen (Kreislaufwirtschaft-Modelle) gilt Kösslers Leidenschaft. CSR (Corporate Social Responsibility) und ESG (Environment, Social, Governance – Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) sind so etwas wie sein täglich’ Brot und seit 30 Jahren unterstützt er Unternehmer:innen schon tatkräftig dabei, ihre Unternehmen so umzugestalten, dass sie eine optimierte Leistung erzielen ohne negative soziale und ökologische Effekte zu hinterlassen.

Forschungs- und Entwicklungskick

Der Reduktion dieser Effekte gilt die vielleicht größte gemeinschaftliche Kampfansage, die es je gab. Es ist eine so herausfordernde wie dynamische Arena und in Tirol darf mit dem „Beton der Zukunft“ gerade ein kleiner Sieg gefeiert werden. Im Rahmen der geförderten CSR- und Nachhaltigkeitsberatung der WK Tirol, zu deren Beraterteam Werner Kössler und zahlreiche weitere Know-how-Träger:innen zählen, ist die Machbarkeitsstudie zum CO2-reduzierten Beton ermöglicht worden. „Man tut sich für solche Vorhaben natürlich wesentlich leichter, wenn das Risiko für die Firma begrenzt ist, weil eine entsprechende niederschwellige Förderung in Anspruch genommen werden kann“, weiß Kössler.

Das macht diese Förderung zu einem kleinen aber wirkungsvollen Forschungs- und Entwicklungs-Kick im Zusammenhang mit Fragen, die sich die Unternehmen vielleicht aus finanziellen Gründen gar nicht erst zu stellen wagen. Dass bei der Umsetzung der Projekte auch unternehmerische Netzwerke entstehen, in denen die Ideen- oder Lösungsfunken fliegen, macht den Kick gleich noch dynamischer. Das ist nicht nur in der Baubranche hilfreich, denn alle Unternehmen – groß wie klein – verspüren den Druck, nachhaltig wirtschaften zu müssen.

Werner Kössler

Das Rad nicht neu erfinden

Lieferkettengesetz, Taxonomieverordnung oder CSRD (Corporate Sustainability Directive/Nachhaltigkeitsberichterstattung) sind Reglements, die den Unternehmen keine Wahl lassen, sich intensiv mit den Herausforderungen auseinanderzusetzen. „Da prasselt gerade viel auf die Firmen ein und wir von der CSR-Beratung übersetzen die Reglements für die Unternehmen, bringen unser Know-how plus ein bissl Geld mit, damit gerade auch kleineren Unternehmen diese Schwellenangst genommen werden kann“, betont Werner Kössler nicht nur die Dolmetscher-Position der Berater:innen, sondern auch die Tatsache, dass die Unternehmen bei ihren ersten nachhaltigen Schritten nicht allein sind und beim Implementieren der notwendigen Managementsysteme auch nicht bei null anfangen müssen.

„Nein, das Rad muss nicht neu erfunden werden. Es gibt alles schon in einer gewissen standardisierten Form, sodass man es nur noch auf die Firma zugeschnitten werden muss“, erklärt Werner Kössler und betont: „Die große Herausforderung liegt darin, die Daten so aufzubereiten, dass sie dann auch verwendet werden können – intern aber auch für die Gestaltung der Geschäftsberichte.“
Dabei handelt es sich nicht um kosmetische Eingriffe. Die rundum saubere Aufbereitung und Darstellung der entscheidenden Daten wird bei Kreditvergaben genauso relevant, wie beim Schließen des Lieferketten-Kreises, der mit dem Trickle-Down-Effekt auch kleinste Unternehmen um- beziehungsweise erfasst. Werner Kössler: „Die Tiroler Wirtschaftswelt wird von guten Kaufleuten geprägt, die an die nächsten Generationen denken und auch im Zusammenhang mit den Ressourcen schon sehr weit sind. Was fehlt, ist die Darstellung diesen guten Tuns.“

Und dabei – bei der Darstellung des guten Tuns in der geforderten Form – helfen die CSR-Berater:innen der Tiroler Wirtschaftskammer, deren professionelle Unterstützung gefördert wird, womit die Kosten für die ersten großen Schritte, die jedes Unternehmen zwingend gehen muss, minimiert werden. „Diese Förderung schafft Chancen“, sagt Werner Kössler. Stimmt.

Weitere Informationen: wko.at/nachhaltigkeit

Beton der Zukunf: Das Projekt

Der CO2- Fußabdruck eines Fertigteilbetonwerkes lässt sich reduzieren und die Betonteile können nahezu CO2-neutral und zu einer anerkannten Kohlenstoffsenke werden. Das ist das Ergebnis der Machbarkeitsstudie, die mit Unterstützung der CSR-Beratungsförderung der WK Tirol einen vielversprechenden Mosaikstein für die Dekarbonisierung von Beton liefert.

Die Reduktion der CO2-Emissionen bei der Herstellung von Zement lässt weltweit Köpfe rauchen. Schließlich entstehen dabei – global betrachtet – rund 2,8 Milliarden Tonnen CO2, was rund acht Prozent der globalen Treibhausgasemissionen entspricht. Der Reduktion dieser Emissionen gilt viel forschende und entwickelnde Aufmerksamkeit. Überall und auch in Tirol, wo im Rahmen einer kongenialen Zusammenarbeit der Firma In2ovation, dem Tiroler #Rückwärtskraftwerk-Hersteller SynCraft GmbH, dem Ingenieurbüro Axel Preuß, und weiteren Partnern eine kleine Sensation gelungen ist. Unter dem Projektitel „Clim@Add® Ecosystem“ wurde exemplarisch die Kurz Fertigteilbau Ges.m.b.H, ein Unternehmen der Bodner Gruppe in Langkampfen, betrachtet.

Die Firmen der Bodner Gruppe verarbeiten zirka 500.000 Kubikmeter Beton pro Jahr. In einer von der Tiroler Wirtschaftskammer geförderten Machbarkeitsstudie (CSR-Beratungsförderung), wurde analysiert, ob und wie sich der CO2-Äquivalent-Fußabdruck (CO2-eq) positiv beeinflussen, also reduzieren lässt. Die Antwort lautet: Ja, es funktioniert.

Das Ergebnis der Zusammenarbeit ist die CarStorCon® Technologies GmbH. Das Produkt ist ein teil-dekarbonisierter Beton, der mit bis zu 15 Prozent technischem Kohlenstoff, dem Clim@Add® versetzt wird.
In einem ersten Projektschritt wurden die Energieflüsse des Kurz Fertigteilwerkes ermittelt und daraus die CO2eq-Emissionswerte für Scope 1 und 2 errechnet. Auf Basis der Energiebedarfe wurde als Nächstes eine grobe Anlagenauslegung für ein „Rückwärtskraftwerk“ der Firma SynCraft durchgeführt.

Das Besondere an den Kraft-Wärme-Anlagen von SynCraft ist die Art der Verbrennung. Das verwendete Holz wird unter Luftabschluss pyrolysiert, das heißt ohne Luft verbrannt. Dabei entstehen Wärme, Gas und Strom, wenn das Gas in einem Motor mit angeschlossenem Generator verbrannt wird, und vor allem auch Clim@Add®. Das besondere an Clim@Add® ist, dass diese pro Kilogramm Produkt zirka 2,5 Kilogramm CO2eq als reinen Kohlenstoff speichert. Das Gas kann aber auch direkt verwendet werden, ebenso wie die erzeugte Abwärme aus der Pyrolyse, denn zur Trocknung der Betonteile wird eine große Energiemenge benötigt und das fast 365 Tage für 24 Stunden.
Weiters reduziert diese Energienutzung zudem den CO2eq-Fußabdruck des Betonwerkes durch die Substitution von Erdgas, ein ergänzender ökologischer Vorteil des „Clim@Add® Ecosystem“.

Mit Clim@Add® lässt sich Zement substituieren und der Beton versetzen, das hat Vorteile aus Qualitätssicht und der Bauteil wird nahezu CO2eq-neutral und dient als CO2eq- Senke. Das zur Pyrolyse benötigte Holz stünde in der Bodner Baugruppe aus Abbruchholz, Schalungsholz und dem Schwemmholz, welches von Kraftwerken abgenommen wird, zur Verfügung. Das wurde in der Machbarkeitsstudie ebenfalls verifiziert. Zusätzlich zur technischen Bewertung wurden natürlich auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen betrachtet und eine Amortisationsrechnung wurde von Marcel Huber, dem Geschäftsführer von SynCraft, präsentiert. Das Rückwärtskraftwerk amortisiert sich angesichts der hohen Energiekosten und der CO2eq-Besteuerung rasch und es sichert auch anteilig die Eigenversorgung.

Für den Beleg der positiven Eigenschaften, die sich durch die Verwendung von Clim@Add® ergeben, gibt es mittlerweile viele Untersuchungen sowie Prüfungen. Und es können natürlich auch schon Bauwerke bewundert werden. Noch sind sie nicht von Bodner, aber auf Grundlage der Machbarkeitsstudie steht nun der Detailplanung nichts mehr im Wege.

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