Spielräume nutzen!
„Wenn unsere Inflation weiterhin überdurchschnittlich bleibt, werden wir zum Hochpreisland.“
Unternehmerinnen und Unternehmer erbringen Höchstleistungen, wenn sie auf ein klares Ziel hinarbeiten, auch wenn es noch so ambitioniert ist. Womit unsere Betriebe weniger gut umgehen können, sind diffuse Bedingungen. Die haben wir leider derzeit gerade: Ein gebremstes Wachstum bei gleichzeitig hoher Inflation; ein hoher Bedarf an Wohnungen, aber schwierige Finanzierungsbedingungen; eine gute Sommersaison, aber kurzfristige Buchungen und preissensible Gäste. Die Konjunktur dümpelt in einer Flaute, auch unser wichtiger Handelspartner Deutschland schwächelt. Das Erste, was Unternehmer:innen bei Unsicherheit zurückfahren, sind Investitionen. Das wird aber langfristig zum Problem, denn diese sind das Wachstum von morgen. Daher ist vor allem die Bundespolitik gut beraten, jetzt steuerliche Impulse für Investitionen zu setzen. Land und Gemeinden können ebenfalls ihren Teil beitragen, indem sie die vorhandenen Spielräume für regionale Vergaben an heimische Betriebe nutzen.
„Die Bundespolitik muss jetzt Impulse für Investitionen setzen.“
Immerhin hat der Standort Tirol den großen Vorteil, breit aufgestellt zu sein. Aktuell schwächeln der Bausektor und die Industrie, dafür läuft der Tourismus relativ gut. Aber selbst ein Blick auf diese momentan tragende Säule unserer Wirtschaft macht klar, dass Handlungsbedarf bei den großen Herausforderungen für die Betriebe besteht. Vordringlichstes Thema aller Branchen ist der akute Arbeitskräftemangel. In Dienstleistungsbranchen wie dem Tourismus wird dieses Manko für die Gäste unmittelbar sichtbar. Wenn es zu wenig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gibt, kommt unsere derzeit noch bekannt hohe Qualität unter die Räder. Daher muss die Politik an sämtlichen verfügbaren Stellschrauben drehen, um die Situation zu verbessern. Nicht alles greift sofort, aber es gibt effektive Sofortmaßnahmen: Attraktivere Bedingungen für längeres Arbeiten und Steuererleichterungen für Überstunden sind rasch umsetzbar und wirken schnell.
Vollkommen unverständlich ist ausgerechnet zum jetzigen Zeitpunkt die Forderung nach einer Verkürzung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich. Das würde den Arbeitskräftemangel dramatisch verschärfen. Die Verknappung würde zudem die Preise weiter steigen lassen. Wir brauchen gerade jetzt keine arbeitspolitischen Experimente, sondern eine wirksame Bekämpfung der Inflation seitens der Politik. In diesem Zusammenhang ist auch viel Fingerspitzengefühl bei den Lohnverhandlungen im Herbst gefragt. Es braucht Abschlüsse mit Augenmaß, damit die Lohn-Preis-Spirale gebremst werden kann. Wenn unsere Inflationsrate auch in Zukunft oberhalb des europäischen Durchschnitts hängen bleibt, geraten wir in Gefahr, zum Hochpreisland zu werden, von dem keiner gerne Waren abkauft und in das niemand gerne auf Urlaub fährt. Noch hat die Politik Spielräume, die sie
dringend nutzen sollte.