Die Europäische Investitionsbank bietet heimischen Unternehmerinnen und Unternehmern Finanzierungsmöglichkeiten, die noch zu wenig genutzt werden
Die Europäische Investitionsbank bietet heimischen Unternehmerinnen und Unternehmern Finanzierungsmöglichkeiten, die noch zu wenig genutzt werden
Panorama

Unterschätzte europäische Finanzierungschancen

Die Europäische Investitionsbank bietet heimischen Unternehmerinnen und Unternehmern Finanzierungsmöglichkeiten, die noch zu wenig genutzt werden
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Die Europäische Investitionsbank (EIB) verhilft nicht nur Großunternehmen zu einer Finanzierung, sondern auch Tiroler KMU. Die Möglichkeiten dieser Bank werden noch viel zu wenig genützt, sagten Experten bei einer Veranstaltung der Außenwirtschaft Austria.

Es ist wichtig zu sehen: Die EIB ist die Bank der Österreicherinnen und Österreicher, sie sind ja Miteigentümer der Bank. Das ist in Österreich noch nicht wirklich durchgedrungen“, sagt Hubert Cottogni, Leiter des Büros der EIB-Gruppe in Österreich. Das sei fatal, denn viele Investitionen drohen dadurch auf der Strecke zu bleiben. Dabei hinke Österreich etwa bei der „grünen Transformation“ seinen eigenen Zielen, etwa bei der Gebäudedämmung, um 24 Prozent hinterher.

Der europäische Green Deal sieht vor, dass bis 2030 eine Billion Euro für nachhaltige Investitionen von der EU aufgebracht werden sollen. Ganz Europa hinke hier nach, sagt Cottogni: Während in den USA 75 Prozent der grünen Investitionen über grüne Anleihen finanziert werden, sind das in Europa erst ein Prozent. „Wir hinken hinterher, weil wir keinen funktionierenden Kapitalmarkt haben.“ Derzeit schaffe jedes vierte KMU in der Europäischen Union keine ausreichende oder gar keine Finanzierung durch die Hausbanken, das ist ein brennendes Thema.

Dabei gäbe es oft sehr vielversprechende Hilfen durch die EIB und ihre Tochter EIF (Europäischer Investitionsfonds). Die Unterstützung erfolgt entweder als Eigenkapitalzuschuss, als Darlehen, vor allem aber als Garantien für ein finanzierendes Bankinstitut oder einen finanzierenden Fonds. Das Ziel ist, Projekten zu einer Finanzierung zu verhelfen, die aufgrund der gesetzlichen oder bankinternen Vorsichtsregeln sonst keine Finanzierung bekommen hätten können.
Hilfen gibt es natürlich nur nach einer Prüfung. Dabei checken Techniker und Volkswirte nicht nur die wirtschaftlichen Risiken, sondern auch die sozialen und ökologischen Folgen eines Projekts. Sehr hilfreich ist es, wenn das Projekt zur „sozialen, grünen und digitalen Transformation“ beiträgt, sagt Cottogni.

Hubert Cottogni

Je früher, desto besser

Die Prüfung dauert naturgemäß eine gewisse Zeit. „Ich lade daher alle ein, uns möglichst früh einzubinden, um auch beim Design des Projekts mitzugestalten, damit eine optimale Finanzierung erfolgen kann. Je früher wir eingebunden werden, desto besser“, appelliert Cottogni. In Österreich hat die EIB im Vorjahr 675 Millionen Euro alleine bei KMU unterstützt. Der Hintergrund: In Europa gibt es 23 Millionen KMU (vor der Pandemie waren es sogar 25 Millionen). KMU sorgen für 64 Prozent der Arbeitsplätze in der EU. „Wir wollen die Nachteile der KMU, dass Banken KMU nicht detailliert analysieren können, abfedern, indem wir Garantien für Banken geben“, sagt Cottogni. Ebenso soll der Nachteil der Überregulierung dadurch abgefedert werden. Vier Schwerpunkte gibt es, bei denen Projekte eine gute Chance auf EIB-Unterstützung haben. 1. Projekte zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und des Wachstums, 2. Innovationsprojekte, 3. Sozialer Impact und Humankapital, 4. Nachhaltigkeit zur grünen Transformation.

Der EIF hat ebenfalls das Ziel, die eingesetzten Mittel zu hebeln. Er arbeitet deshalb mit 700 Fonds und 500 europäischen Banken für eine Co-Finanzierung zusammen, um in erster Linie KMU-Finanzierungen zu sichern und möglich zu machen. „Wir möchten Partnerschaften mit österreichischen Banken erweitern“, hofft Cottogni auf zusätzliche Impulse in Österreich.

Wichtig sind hier Garantien des Fonds, aber auch Equity-Investments, z. B. für Business Angels, Universitäten, Venture- und Private-Equity-Fonds. Er hilft in allen Phasen eines Unternehmens, vor allem auch in der schwierigen Wachstumsphase, wenn die Unternehmensgründung gelungen ist und es jetzt zur Aufskalierung geht: „Da hat Europa noch einen großen Nachholbedarf gegen-über den USA und China“, sagt Cottogni.

Susanne Götz-Hollweger

InvestEU

Ihre Mittel erhalten EIB und EIF u. a. aus dem EU-Budget, das durch den neuen 806-Milliarden-Euro-Topf „Next Generation“ massiv aufgestockt wurde. InvestEU ist jetzt das zentrale Finanzierungsprogramm für Investitionen in der EU, das bisherige 14 EU-Fonds zusammenfasst und das Kapital für die grüne Transformation zur Verfügung stellen soll.

„InvestEU ist in Österreich noch wenig bekannt“, bedauert Susanne Götz-Hollweger, eines von vier permanenten Mitgliedern beim Investment-Komitee des InvestEU-Fonds. Das Programm „InvestEU“ will im Zeitraum 2021–27 einen zusätzlichen Impuls für Investitionen, Innovation und die Schaffung von Arbeitsplätzen in Europa geben. Ziel ist es, eine neue Welle von Investitionen in Höhe von mehr als 372 Mrd. EUR durch eine EU-Haushaltsgarantie auszulösen. „InvestEU ist politikgetrieben“, sagt Götz-Hollweger: Das Programm unterstützt Projekte in den Bereichen Nachhaltige Infrastruktur, Forschung & Digitalisierung, KMU sowie Soziales & Bildung. Mindestens 30 Prozent der Mittel müssen den Klimazielen dienen.

Die Förderung ist kombinierbar mit nationalen und EU-Förderungen. 75 Prozent der InvestEU-Mittel gehen an die EIB-Gruppe, 25 Prozent an nationale Förderbanken.
Wie Tiroler profitieren können. Was sollen Tiroler Unternehmen also tun? „Ich rate allen interessierten Unternehmerinnen und Unternehmern: Fragen Sie Ihre Hausbank, ob sie ein Abkommen mit der EIB bzw. dem EIF hat.“ Für Banken lohnen sich solche Abkommen, denn die Risikokosten der Bank werden zum Beispiel durch EU-Garantien gesenkt.

Finanzierungsbeispiele

Wer profitierte bisher von den EIB-, -EIF- bzw. InvestEU-Geldern in Österreich? Viele Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen, darunter auch im Tourismus. Denn u. a. hat die Hoteltreuhand (ÖHT) etwa 150 Millionen Euro bekommen, um nachhaltige Tourismusprojekte zu finanzieren. Auch mit der Austria Wirtschaftsservice (aws) gibt es eine Kooperation: „Das merken KMU vielleicht nicht gleich, wenn sie aws-Hilfen in Anspruch nehmen, aber das ist dennoch sehr wirksam“, sagt Götz-Hollweger. Weitere Beispiele: Die Erste Bank hat europäische Garantien für die Vergabe von Mikrokrediten erhalten, Windparks wurden unterstützt, aber auch eine Finanzierung für das Innsbrucker Biotech-Unternehmen Innovacell.

Fakten

Die Europäische Investitionsbank (EIB) gehört den 27-EU-Mitgliedsstaaten, Österreich hält einen Anteil von 2,58 Prozent. Die EIB ist der größte internationale Financial Investor. Sie hat seit ihrer Gründung 1,5 Billionen Euro in 14.900 Projekte investiert und damit ein Mehrfaches an Gesamtinvestitionen ausgelöst.

Der EIF (Europäischer Investitionsfonds) ist eine Tochter der EIB, der Fonds gehört zu 60 Prozent der EIB, zu 30 Prozent der EU-Kommission und zu 10,6 Prozent etlichen Banken (auch österreichischen). Der EIF ist auf Risikokapitalfinanzierungen und Garantien zugunsten von kleinen und mittleren Unternehmen spezialisiert und verfügt über ein Eigenkapital von 7,37 Milliarden Euro.

Die EIB hat im Vorjahr 65 Mrd. Euro Geldmittel fließen lassen und damit Gesamtinvestitionen von 260 Mrd. Euro ausgelöst, der EIF hat mit 9,18 Mrd. Euro unterstützt.

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