Menschlicher Kopf mit Puzzle im Bereich des Gehirns
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Wirtschaft ist Psychologie

Psychologische Mechanismen wirken nicht nur auf Angebot und Nachfrage am Markt, sondern sind auch für den Erfolg von Organisationen und Personen entscheidend.

Lesedauer: 3 Minuten

Aktualisiert am 30.05.2023

Das bekannte Zitat „Wirtschaft ist Psychologie“ hört man in letzter Zeit öfter. Gemeint ist damit, dass die volkswirtschaftliche Entwicklung nur zu einem Teil von harten Daten und Fakten abhängt, und zum anderen Teil von den Ängsten, Wünschen und Erwartungen der Marktteilnehmer:innen beeinflusst wird. Zu beobachten war dies zuletzt bei den Energiekosten: Aufgrund der Befürchtung, es würde nicht genügend Energie für diesen Winter zur Verfügung stehen, schossen die Preise in schwindelnde Höhen, obwohl objektiv betrachtet genügend Reserven vorhanden waren. Das funktioniert auch in anderen Situationen. Die Aktienbörsen sind geradezu ein psychologischer Feldversuch: Entsteht ein Hype bezüglich einer Firma oder eines Produktes, gehen die Kurse dafür durch die Decke, zunächst einmal ungeachtet dessen, ob die Versprechen auch tatsächlich eingelöst werden können.

Auch auf betrieblicher Ebene spielen psychologische Mechanismen eine große Rolle. Für den Erfolg einer Firma ist entscheidend, dass das Team gut eingespielt ist und miteinander „kann“. Und auch bei jeder bzw. jedem Einzelnen kommt es darauf an, dass Eignungen, Neigungen und Talente bestmöglich entwickelt und eingesetzt werden. Das muss man nicht dem Zufall überlassen. Clevere Organisationen und Personen nutzen die Erkenntnisse der Arbeits-, Wirtschafts- und Organisationspsychologie (AWO). Diese beschäftigt sich mit dem menschlichen Verhalten und Erleben in der Arbeitswelt. Die Unterstützung für Betriebe reicht von der der Suche und Auswahl von Beschäftigten über die Gestaltung von Arbeitszeit- und Entlohnungssystemen bis hin zu Training und Coaching für Führungskräfte und Teams. Eine zentrale Aufgabe liegt in der seit 2013 vorgeschriebenen Arbeitsplatzevaluierung in Hinblick auf physische und psychische Belastungen. In Österreich bildet die Fachsektion „Arbeits-, Wirtschafts- und Organisationspsychologie“ des Berufsverbandes Österreichischer Psychologen (BÖP) den institutionellen Rahmen

Angebote für jede Betriebsgröße

Um die Leistungen von Arbeits-, Wirtschafts- und Organisationspsychologen in Anspruch zu nehmen, muss man kein internationaler Großkonzern sein. Das Bildungsconsulting der WK Tirol befasst sich mit psychologischen Methoden und Instrumenten und bietet sowohl Unternehmen jeder Größe als auch Privatpersonen eine Reihe von Angeboten. Im gesamten Spektrum – Berufsorientierung, Bildungsberatung, Personaldiagnostik, Berufsbildung und Karriere-Beratung  – spielen psychologisches Know-how und der Einsatz von psychologischen Testverfahren eine große Rolle.

Für die Arbeits-, Wirtschafts- und Organisationspsychologie gilt in besonderem Maße, dass die Entwicklung neuer Methoden und Instrumente rasant fortschreitet. Die jährliche Tagung der österreichischen AWO-Psychologen:innen im Jänner bot einen Überblick über aktuelle Strömungen und Neuerungen. „Wir beobachten diese Entwicklungen genau und lassen sie in unsere Angebote für Tiroler Betriebe und deren Mitarbeiter:innen einfließen“, erklärt Corinna Kuttner, Beraterin am Bildungsconsulting.

Für den Großteil der genannten Herausforderungen kann die Arbeits-, Wirtschafts- und Organisationspsychologie Lösungen oder zumindest spürbare Unterstützungen bieten.

Mit Psychologie gegen den Fachkräftemangel

Der Tagungsbeitrag von Andreas Ekl, Human Resource Manager von Canon für Europa, den Mittleren Osten und Afrika, befasste sich mit den aktuellsten Entwicklungen im Personalmanagement. Einen zentralen Stellenwert nimmt für Ekl der Kampf um die besten Talente ein. Der Fachkräftemangel ist gemeinsam mit den Energiekosten die größte Herausforderung für die heimischen Betriebe. Bei den Gegenmaßnahmen wird seitens Politik und Wirtschaft an alles Mögliche gedacht – von der besseren Einbindung von Frauen und Älteren bis hin zu strengeren Zumutbarkeitsbestimmungen. Die verstärkte Nutzung psychologischer Instrumente sowie die Unterstützung durch psychologische Experten:innen werden dabei häufig vergessen. „Dabei liegen gerade im gezielten Recruiting, einem professionellen Generationen-Management oder attraktiven Angeboten zur Karriere entwicklung Potenziale, die rasch wesentliche Verbesserungen bringen“, erklärt Andreas Zelger. In den letzten Jahren haben sich die Anforderungen an die Unternehmensführung aller Branchen und Betriebsgrößen massiv geändert.

Andere Zeiten, andere Führung

In seiner Keynote „Moderne Führungskultur in herausfordernden Zeiten“ befasste sich Buchautor, Unternehmensberater und Trainer Prof. Florian Becker intensiv mit diesem Thema. Er ortet eine „Krise der Motivation“ und belegt dies mit Zahlen: Nur 40 % erleben ihre Arbeit als „gut ausgefüllt“, 17 % fühlen sich über- und ganze 43 % unterfordert. Zudem ortet Becker die massive Ablenkung (alle 4 Minuten!) als Problem. Moderne Führung muss es einerseits schaffen, die Rahmenbedingungen für fokussiertes Arbeiten wieder herzustellen, andererseits Maßnahmen sowohl gegen Über- als auch Unterforderung zu ergreifen, da ansonsten ein wesentlicher Teil der möglichen Leistung verschenkt wird.

„Für den Großteil der genannten Herausforderungen kann die Arbeits-, Wirtschafts- und Organisationspsychologie Lösungen oder zumindest spürbare Unterstützungen bieten“, so Andreas Zelger. Das Bildungsconsulting ist am Puls aktueller Entwicklungen und lässt diese in praxistaugliche, einfach anzuwendende Instrumente einfließen, die den heimischen Betrieben und ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zur Verfügung stehen.

Weitere Infos: bildungsconsulting.at