Kommentar

Gut gemeint ist nicht genug

© WK Tirol/ Gerhard Berger

„Den heimischen Betrieben geht es nicht um Probleme, sondern um Lösungen.“

Wer sich den täglichen Nachrichten aussetzt, braucht einen guten Magen. Erfreuliche Nachrichten sind Mangelware. Anstelle dessen dominieren Meldungen von Krieg, Inflation, Klimakrise und Überschuldung die Schlagzeilen. Wohin man blickt: Probleme. Die Wirtschaft hat offenbar einen anderen Blickwinkel. Den heimischen Betrieben geht es um Lösungen. Wie in dieser Ausgabe zu lesen ist, liefern sie erstaunlich kreative Antworten auf technische Herausforderungen und anspruchsvolle Kundenwünsche. Tiroler Firmen sind weltweit, etwa bei Großevents wie Olympia, gefragt. Darüber hinaus beschäftigen wir uns mit Zukunftsthemen wie der Digitalisierung und dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Praxis, sehen uns an, was Psychologie für Tiroler Firmen leisten kann und loten Optionen für die Mobilität von morgen aus.

Die Unternehmerinnen und Unternehmer mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind diejenigen, die uns in den vergangenen schwierigen Jahren aus dem Sumpf gezogen haben. Kaum lässt der Leidensdruck nach – etwa durch Aufhebung von Lockdowns oder eine Beruhigung bei den Energiepreisen – wird wieder investiert und nach neuen Chancen gesucht. Die rasche Erholung nach einzelnen Dämpfern zeugt von der hohen Robustheit unserer Wirtschaft.

Christoph Walser, Präsident der Tiroler Wirtschaftskammer

Wir wollen nicht unfair sein – von der Politik ist einiges an Unterstützungen gekommen. Das beginnt bei der Abschaffung der kalten Progression und geht über die Lohnnebenkostensenkung und Covid-Hilfen bis hin zu Investitionsfreibeträgen. Besonders wichtig war und ist die Fortführung und Verbesserung des Energiekostenzuschusses. Und auf Landesebene setzt beispielsweise die neue Wirtschafts- und Technologieförderung der Periode 2023 bis 2027 gezielte Akzente – mehr dazu unter der Rubrik Recht praktisch.

Jetzt aber scheint es, dass wir an einem Punkt angelangt sind, an dem der Schwung zum Stillstand gekommen ist. Während die große Bedrohung der Energiekosten effektiv entschärft werden konnte, steckt der Karren beim zweiten Mega-Thema der Betriebe, dem Arbeitskräftemangel, fest. Dazu kommt, dass die Unternehmen oft mit Gesetzen kämpfen, die „gut gemeint, aber schlecht getroffen“ sind. Wie etwa die CO2-Steuer zum jetzigen Zeitpunkt, wo die Energiekosten ohnehin außer Rand und Band sind. Oder das Lieferkettengesetz, das in der derzeit diskutierten Form für mittelständische Unternehmen nicht umsetzbar ist. Wie soll ein Tiroler Betrieb kontrollieren, ob ein Zulieferer aus Fernost Menschenrechts- und Umweltstandards einhält? So etwas fällt Bürokraten ein, die keine Ahnung haben, wie es in der Praxis läuft. „Gut gemeint“ ist eben nicht genug. Damit Gesetze das bewirken, was beabsichtigt ist, braucht es auch noch Hausverstand und Augenmaß. Das wird wohl zu machen sein – so schwierig ist das nun auch wieder nicht!

E christoph.walser@wktirol.at

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