Kommentar

Raus aus dem Krisenmodus

© WK Tirol/ Gerhard Berger

„Unser gesamter Wohlstand basiert auf Leistung und Eigenverantwortung.“

Nach drei Jahren Krise ist die Stimmung verständlicherweise nicht berauschend, aber auch nicht schlecht, wie das Konjunkturbarometer der WK Tirol zeigt. Der Geschäftsklimawert ist zwar zurückgegangen, bleibt aber klar im positiven Bereich. Es gibt zwei zentrale Gründe, warum auch für die  Zukunft Optimismus angebracht ist.

Erstens: Nach drei schwierigen Jahren erweist sich die Tiroler Wirtschaft als sehr robust. In Summe haben die Tiroler Betriebe die Krisen schneller verkraftet als erwartet. Wir werden bereits Ende 2023 das Vorkrisenniveau wieder erreichen. Das ist alles andere als selbstverständlich. Die heimischen Unternehmerinnen und Unternehmer und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben in diesen schwierigen Zeiten wirklich Außerordentliches zu Stande gebracht. Kaum jemand in unserem Land ist arbeitslos, im Gegenteil, es ist so viel Arbeit wie noch nie vorhanden. Die Wirtschaft hat trotz Pandemie, trotz Rezession, Inflation und Ukraine-Krieg für stabile Verhältnisse gesorgt. Der breite Branchenmix erweist sich als große Stärke des Standorts Tirol. Während in der Pandemiezeit die Industrie und die Bauwirtschaft die Konjunktur gestützt haben, wird es 2023 der Tourismus sein. Dieser Ausgleich hilft uns über schwierige Phasen hinweg.

Christoph Walser, Präsident der Tiroler Wirtschaftskammer

Zweitens: Wir haben im Land eine neue Regierung am Start, bei der die Chemie zu stimmen scheint. Die Wirtschaftskammer konnte den Großteil ihrer Forderungen im Koalitionspapier verankern. Jetzt muss es rasch ans Umsetzen gehen. Aber auch der Job, den die Bundesregierung erledigt hat, ist besser als ihr aktueller Ruf. Der Umfang der Maßnahmen ist beachtlich: Steuerreform, Abschaffung der kalten Progression, Lohnnebenkostensenkung, KÖSt-Senkung, Inflationshilfen, Stromkostenbremse, Investitionsfreibetrag und einiges mehr. Und mit dem Energiekostenzuschuss 2 wurde die größte Bedrohung für die heimischen Betriebe abgewendet und die internationale Wettbewerbsfähigkeit gesichert. Das alles bringt mehr Kaufkraft, entlastet Betriebe und Konsumentinnen und Konsumenten, schafft mehr Planungssicherheit und Freiraum für Investitionen.

Es ist nun höchste Zeit, dass die Politik vom Krisenmodus wieder ins Grundsätzliche kommt. Am dringendsten braucht es wirksame Maßnahmen gegen den Arbeitskräftemangel. Dazu gehört auch, bei der für gescheitert erklärten Arbeitsmarktreform über den Schatten zu springen und einen neuen Anlauf zu nehmen. Unser gesamter Wohlstand basiert auf Leistung und Eigenverantwortung. Wir müssen es schaffen, den Vollkaskostaat wieder auf ein verträgliches Maß zu bringen. Nur so können wir unternehmerische Kräfte entfesseln, die wir für die zukünftigen Herausforderungen dringend brauchen.

christoph.walser@wktirol.at

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