

Jobmarkt Tirol: Zwei Tiroler Unternehmen zeigen, wie sie Job-Suchende dort abholen, wo sie sind. Das ist ein gemeinsamer Schlüssel, die digitale Plattformen das große Tor.
Sieben auf einen Streich. Das tapfere Schneiderlein ist sicher damit einverstanden, wenn dieser Spruch ausgeliehen wird, passt er doch so prächtig, um eine Zillertaler Erfolgsgeschichte zu beschreiben, die in den Ohren vieler Unternehmer:innen des Landes zudem wie ein Märchen klingen muss. „Es ist uns gelungen, sieben Lehrlinge für Elektrotechnik Sporer in Mayrhofen zu finden“, sagt Martin Holztrattner. Sieben Lehrlinge auf einen Streich. Das ist eine Nachricht, die neugierig macht.
Martin Holztrattner ist Geschäftsführer des gleichnamigen Consulting-Unternehmens mit Sitz in Stans und er ist so weit- wie scharfsichtig. Eigentlich ist sein Unternehmen darauf spezialisiert, Personal für Handwerk und Industrie zu finden und weil sich „das Handwerk“ bekanntermaßen mit seinem Nachwuchs schwer tut, rückte auch das Thema Lehrlinge in den Fokus der Performance-Marketing-Experten. „Welche Wege müssen wir gehen und was ist notwendig, um junge Menschen anzusprechen“, zitiert Holztrattner die große Gretchenfrage, die auch er sich stellte. Als er anfing, sich mit den Jugendlichen zu beschäftigen und der Tatsache, dass das Handwerk sie in so großer Zahl an die Universitäten verliert, erkannte er, dass viele „Verlorene“ aufgrund totaler Unsicherheit mit einem Studium beginnen.
„Und das ist natürlich die Folge mangelnder Aufklärung“, so Holztrattner. Ohne sich zu lange mit dem Schulsystem zu beschäftigen oder seinem Versagen darin, den Schüler:innen alle Zukunftswege aufzuzeigen, die Eltern dabei mit ins Boot zu holen und gute Entscheidungen zu ermöglichen, wurde Aufklärung zum Schlüsselwort des neuen Lehrlingsengagements. Und zusammen mit der Elektrotechnik Sporer GmbH, deren Chef Andreas Sporer absolut gewillt war, neue Wege auf der Lehrlingssuche zu beschreiten, wurde an einer neuen Strategie gearbeitet.
Extremes Interesse
In Jugendsprache formulierte Flyer spielten dabei genauso eine Rolle, wie das intensive und für die Zielgruppe punktgenaue Bedienen der sozialen Netzwerke wie Instagram oder Facebook. „Wir haben Videos mit Lehrlingen gedreht, die ganz authentisch gezeigt haben, was es heißt, eine Lehre im Elektro-Bereich zu machen“, erzählt Holztrattner. Diese Videos, in denen reale Lehrlinge vom realen Lehrlingsleben berichteten und in denen die Firma Sporer als attraktiver Lehrbetrieb positioniert wurde, machten auf Youtube rasch die Runde bei den Jungen. „Die andere Seite waren natürlich die Eltern. Wenn sie nicht überzeugt sind von einem Arbeitgeber für ihre Kinder, hat man sowieso schon verloren“, weiß Holztrattner um die entscheidende Rolle der Erziehungsberechtigten. Dass sie mit den cleveren Auftritten erreicht wurden, beweist deren plötzlich so reges digitales Interesse. Holztrattner: „Wir haben gesehen, dass viele Eltern den Betrieb gegoogelt haben und viele haben sich über Google ganz generell zum Thema Lehre im Bereich der Elektroinstallation erkundigt.“
"Junge Leute haben mich angesprochen und sagten, das ist cool was wir machen."
Das Elektrotechnik-Unternehmen wurde sukzessive zu einer Art Shooting-Star im Zillertaler Netz. „Das ganze Tal hat über uns geredet. Junge Leute haben mich angesprochen und sagten, das ist cool was wir machen. Und wenn ein Junger sagt, das ist cool, dann ist das nicht schlecht“, bestätigt Andreas Sporer das starke Feedback in einem Video zur individuellen Lehrlingskampagne. Sporer ist in seiner Freizeit Skitrainer für Kinder und auch die jungen Rennfahrer:innen haben ihn auf die „coolen Videos“ angesprochen. Die Omnipräsenz ließ nicht nur den Bekanntheitsgrad des Unternehmens in die Höhe schnellen. Die Strategie fruchtete bereits im ersten Jahr der Zusammenarbeit – in jeder Menge Nachwuchs. „Für einen Firmenchef ist es ganz einfach toll wenn er sieben Lehrlinge hat“, sagt Andreas Sporer. Dass er begeistert ist von der neuen Strategie, ist nachvollziehbar, sein Rat an die Kollegen ist das auch: „Macht’s das, probiert’s das.“
Neue Tiroler Jobplattform
Machen und probieren ist nicht der schlechteste Ratschlag, um die neue Arbeitswelt auszuloten und neue Wege für die Anbahnung guter Arbeitsbeziehungen zu finden. Auch Patrick Muigg wurde von den Herausforderungen inspiriert, die Unternehmer:innen auf der Suche nach Mitarbeiter:innen zwischenzeitlich viele Nerven rauben, wenn sie sie nicht gar verzweifeln lassen. „Wir müssen umdenken und uns auf die neue Arbeitswelt einstellen“, ist Muigg überzeugt. Vor diesem Hintergrund begann im Jahr 2019 eine Idee Formen anzunehmen, die Unternehmen und Arbeitssuchende auf kinderleichte und elegante Weise zusammenbringt. Thriving heißt das Unternehmen und Thriving heißt auch die Tiroler Jobplattform, mit der dem 21. Jahrhundert Rechnung getragen wird, weil sie mit den Instrumenten unserer Zeit arbeitet.
Der Clou: Nur das kleine digitale ABC muss dafür beherrscht werden – um alles andere kümmert sich die Plattform. „Wir holen die Arbeitskräfte dort ab, wo sie sind – am Handy und auf Social Media“, sagt Muigg und erklärt: „Man kann sich unsere Jobplattform vorstellen wie Facebook für die Jobsuche.“ Die simpel zu bedienende Funktionalität der Plattform erinnert an das Datingportal Tinder und selbst wenn Patrick Muigg diesen Vergleich nicht so sehr mag, liegt in eben dieser Einfachheit und Direktheit, mit der die beiden Jobwelten verbunden werden, doch ziemlich viel Charme.
"Mann kann sich unsere Plattform vorstellen wie Facebook für die Jobsuche."
Mit wenigen Klicks, wenigen Eingaben in die dafür vorgegebenen Masken können Unternehmer:innen Jobinserate auf der Plattform erstellen. Allein diese Möglichkeit kürzt das übliche Prozedere extrem ab. Jobsuchende wiederum, die ihr Profil auf thriving.eu erstellt und dabei ihre Branche, ihren Lebenslauf, ihr Wunschsalär oder ihre Zertifikate hochgeladen haben, können durch die thriving-Jobangebote scrollen und werden automatisch informiert, sollte ein passendes Angebot vorliegen.
Ist der Treffer für beide Seiten interessant, können Suchende und Unternehmen direkt über die Plattform in Kontakt treten, sich über Chats oder Videocalls unterhalten und dabei herausfinden, ob sie zueinander passen. Auch dieser zweite digitale Schritt des ersten Abtastens und Kennenlernens über Handy, Tablet oder Computer besticht durch die Direktheit und Zeitersparnis.
„Wenn sie sich einig werden, kann der Unternehmer oder die Unternehmerin mit einem Knopfdruck für diesen Job und diesen Bewerber vollautomatisch einen Arbeitsvertrag erstellen – mit allem, was für einen gültigen Arbeitsvertrag notwenig ist“, erklärt Muigg den nächsten Schritt und hält fest: „Haben beide Seiten digital signiert, kann der Vertrag an die Personalverrechnung geschickt und die Arbeitskraft bei der Sozialversicherung angemeldet werden.“
Um auch diesen letzten, sonst so aufwändigen Schritt der Dienstvertragserstellung abzukürzen wurde vom Thriving-Team viel recherchiert. Auf Arbeitsrecht und Dienstverträge spezialisierte Rechtsanwaltskanzleien lieferten das dafür notwenige Know-how und es wurden auch Sicherheitsfunktionen in das System eingebaut, um eventuelle Missbräuche zu verhindern.
Kostenlos bis 31. Dezember
Nach rund eineinhalb Jahren Programmierarbeit, wurde thriving.eu Anfang Oktober 2022 live geschaltet. Seither können sich Unternehmen wie Jobsuchende registrieren und darauf verlassen, auf allen relevanten Social Media-Kanälen – wie Facebook, Instagram, Linkedin, Google und die Thriving-Plattform selbst auffindbar zu sein. „Wir bieten unser Service im Abo-Modell an – monatlich oder jährlich, wobei das monatliche Abo 99 Euro kostet“, so Muigg. Bei erfolgreicher Vermittlung und Vertragserstellung wird eine Provision von 25 Euro fällig. Muigg: „Das ist ein absoluter Bestpreis für diese Leistungen. Das ist auf alle Fälle attraktiv.“ Attraktiv ist auch, dass Unternehmen das Thriving-Service bis 31. Dezember 2022 kostenlos nutzen können. Machen und probieren. Ein guter Ratschlag.
Weitere Informationen unter: www.martinholztrattner.com; www.thriving.eu