Christian Hassler und Sohn Christoph (v.l.)
© Oberdrautaler Transporte

Oberdrautaler Transporte

1960 gegründet, hat sich die Firma Oberdrautaler Transporte Josef Heregger GmbH zum größten Transport und Logistikunternehmen Osttirols und Oberkärntens entwickelt.

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Aktualisiert am 28.09.2023

Mit 50 Mitarbeiter:innen, einer Flotte von rund 40 Lkw und mehr als 90 Aufliegern ist das seit 2002 von Christian Hassler, dem Enkel des Firmengründers Josef Heregger, geleitete Transport- und Logistik Unternehmen das größte Osttirols und auch des angrenzenden Oberkärntner Raumes. „Begonnen hat alles in meiner Heimatgemeinde Irschen. Meine Mutter Monika Hassler hat dann vor etwa 25 Jahren die erste Halle mit Bahnanschluss in Lienz in unmittelbarer Nähe des Liebherr-Kühlgerätewerkes errichtet. Die Firma Liebherr ist bis heute unser größter Kunde sowohl im Transportbereich als auch als Mieter großer Lagerhallen auf unserem Gelände. Nach dem sehr frühen Tod meiner Mutter war die Weiterführung des Unternehmens für mich zunächst mehr Pflicht als Neigung – ich war zuvor jahrelang als Profi-Fußballer – unter anderem auch als Torwart des FC Tirol und Mitglied der österreichischen Nationalmannschaft – viel unterwegs.

Es entstand aber sehr bald eine Leidenschaft für meine unternehmerische Tätigkeit, bei der ich neue Ideen entwickeln und umsetzen konnte. Allerding war ich mit meiner Ehefrau Karoline immer darin einig, dass unsere Kinder ihre eigene berufliche Zukunft völlig frei und von uns unbeeinflusst entscheiden sollten. Umso mehr freut es uns natürlich, dass unser Sohn Christoph ein Logistik-Studium in Deutschland absolviert hat und bereits vor einigen Jahren die Leitung unserer deutschen Niederlassung übernommen hat. Inzwischen ist er wieder in die Heimat übersiedelt und seit heurigem Sommer auch am Unternehmen als Gesellschafter und Geschäftsführer beteiligt“, erzählt Christian Hassler.

Regionalität als Trumpf

Wie behauptet man sich an einem vergleichsweise peripheren Standort in einer so schwierigen Branche wie dem internationalen Straßengüterverkehr, wo es so viele „Big Player“, extreme Konkurrenz aus Billiglohnländern und zudem noch jede Menge an rechtlichen Restriktionen gibt?„Wir gehen da unseren eigenen Weg – etwa, indem wir nur Fahrer aus der Region beschäftigen, sie selbst ausbilden und ihnen auch eine über dem Branchenschnitt liegende Bezahlung bieten. Damit ist gewährleistet, dass uns das Phänomen ‚Fahrermangel‘ kaum betrifft. Aktuell sind alle unsere Fahrzeuge mit Fahrern besetzt, wobei wir tatsächlich für jeden der äußerst unterschiedlichen Aufträge den am besten geeigneten Lenker und auch den richtigen Auflieger vorhalten können. Wesentlich ist auch, dass es eine GanzjahresAuslastung gibt und sehr rasch und flexibel auf Spezialwünsche der Kundschaft eingegangen werden kann. Außerdem profitieren wir davon, dass sich die Unternehmen in der Region in den letzten Jahren außergewöhnlich stark entwickelt haben – wir sind mit ihnen mitgewachsen.

97 Prozent unserer Touren erfolgen im Quell- und Zielverkehr, der sich zudem hauptsächlich in einem Radius von 500 km von Lienz aus gesehen abspielt. Außerdem bedienen wir mit inzwischen 5 Nahverkehrs-LKWs den Verteilerverkehr für den Raum Osttirol und Oberkärnten. Eine Besonderheit ist auch unser Linienverkehr zwischen

Innsbruck und Fürnitz bei Villiach, der zum Teil auch Tag und Nacht mit 2-Fahrer-Besetzung abgewickelt wird. Auch unsere Fernverkehrs-LKWskehren im Regelfall zwei- bis dreimal pro Woche nach Lienz zurück – das bedeutet, dass die Fahrer doch viel mehr Zeit bei ihren Familien verbringen können, als dies sonst oft der Fall ist. Außerdem ist es gut, wenn man in ständigem persönlichen Austausch mit den Mitarbeitenden bleibt und sie nicht nur alle paar Wochen sieht“, ist Christian Hassler überzeugt.

Firmengelände der Oberdrautaler Transporte in Lienz/Peggetz
© Oberdrautaler Transporte Am Firmengelände der Oberdrautaler Transporte in Lienz/Peggetz, sollen neben Elektrostaplern und einigen E-Pkw bald auch die ersten Elektro-Lkw rangieren und beladen werden.

Digitalisierung

Dafür, dass die vorhandenen Kapazitäten ständig bestmöglich genutzt werden, indem etwa mehrere Teilladungen zu einer kompletten Tour zusammengefasst werden, sorgen 4 Disponentinnen – die, von modernster Software und Telematik-Systemen unterstützt – in Echtzeit Standort, Ladung, Lenkzeiten und zudem alle relevanten inner- und überbetrieblichen Prozesse im Blick haben. „Die Digitalisierung ist bei uns längst voll angekommen, nicht zuletzt deshalb, weil ich ein Faible für technischen Neuerungen habe. Natürlich geht es mir in erster Linie um den Nutzen für das Unternehmen“, so der Firmenchef, der übrigens stets bedacht ist, allen Mitarbeiter:innen auf Augenhöhe zu begegnen. Dazu gehört, dass er überall mitanpackt, wo es gerade notwendig ist. So setzt er sich für eine mehrtägige Tour oder einen Sondertransport schon einmal selbst ans Steuer eines seiner Sattelzüge oder bedient versiert einen Gabelstapler.

Nachhaltigkeit

Von seinem neuen Büro im ersten Stock des kürzlich adaptierten Verwaltungstraktes aus hat Christian Hassler nicht nur einen unverstellten Blick auf die Lienzer Dolomiten sondern auch auf das Betriebsgelände, wo eine öffentliche, rund um die Uhr anfahrbare Tankstelle mit 7 Zapfsäulen und mehreren E-Ladestationen betrieben wird. Außerdem gibt es hier eine untertags ebenfalls öffentlich zugängliche vollautomatische Waschstraße für praktisch alle Fahrzeugarten. „Wir nehmen die Verantwortung für die Umwelt ernst. So verfügt die Waschstraße über eine integrierte Aufbereitungsanlage, damit kaum Frischwasser zugeführt werden muss. Wir haben auch schon vor einigen Jahren Photovoltaik-Paneele auf den Hallendächern installiert, wobei der auf dem Dach unserer 1000 m² große betriebseigene LKW-Werkstätte produzierte Solarstrom an Ort und Stelle verbraucht wird. Wir werden die Solarstromerzeugung in nächster Zeit weiter ausbauen, wobei wir nun auch die südseitigen Fassaden mit Photovoltaik-Modulen bestücken werden, um auch im Winter eine hohe Einspeisleistung zu gewährleisten.

Nächstes Jahr errichten wir eine besonders leistungsstarke Schnelladestation und haben auch vor, bald den ersten Elektro-LKW anzuschaffen. Einige E-PKWs sind bei uns schon in Betrieb und natürlich auch Elektrostapler“, erzählt der Unternehmer. „Bei uns muss sich ständig etwas bewegen. Es liegen immer einige Pläne in der Schublade“. Ideen hätte Christian Hassler auch, wie der heute fast brachliegende Bahnanschluss wieder besser genutzt werden könnte: „Früher wurden bis zu 20 Waggons pro Woche abgefertigt – davon sind wir aktuell weit entfernt. Das liegt aber nicht an uns, vielmehr ist die Bahn im Verzug. Bewegung sieht man nur dort, wo es Konkurrenz gibt – das ist momentan nur auf der Westbahnstrecke der Fall“. 

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