„Betriebe brauchen Zukunftsperspektiven!“
Beim Wirtschaftsparlament stand alles im Zeichen der herrschenden Instabilität. Drei Mitglieder der neuen Landesregierung baten Zusammenarbeit und Schulterschluss zur Bewältigung der Krisen an.
Beim gestrigen Wirtschaftsparlament, der halbjährlichen Vollversammlung der WK Tirol, standen das Regierungsprogramm und die aktuellen Herausforderungen für die Betriebe im Fokus. Präsident Christoph Walser sieht im neuen Regierungsteam eine große Chance: „Im Regierungsübereinkommen wurden viele unserer Vorschläge aus unserem Wirtschaftsprogramm übernommen und damit eine solide Basis gelegt, um für die kommenden Jahre eine stabile Entwicklung unseres Standorts zu erreichen“, so Walser.
Die Politik müsse wieder Mut geben, forderte Walser in Richtung der anwesenden Landesrätin Cornelia Hagele und der anwesenden Landesräte Mario Gerber und René Zumtobel, „die Betriebe brauchen Zukunftsperspektiven.“
Energiepreisdeckel statt bürokratische Förderungen
Zentral ist für Walser das Bekenntnis der neuen Landesregierung zum Ausbau erneuerbarer Energiequellen. Kurzfristig steht die Suche nach alternativen Lieferquellen und die Eindämmung der Kosten für Haushalte und Betriebe im Fokus. „Besser als komplizierte Förderungen wäre allerdings ein Strom- und Gaspreisdeckel, und zwar auf europäischer Ebene. Sollte das nicht gelingen, muss Österreich nach dem Vorbild Deutschlands einen eigenen Energiepreisdeckel umsetzen“, forderte Christoph Walser.
Mittel- und langfristig führt für Walser kein Weg am zügigen Ausbau von Wasserkraft und Photovoltaik vorbei. Wichtige Impulse erwartet sich der WK-Präsident auch beim brennenden Thema Fachkräftemangel. „Der Arbeitskräfte- und Fachkräftemangel ist ein riesiger Bremsklotz für viele Branchen. In der anlaufenden Wintersaison geht gerade das Theater um die Saisonnierskontingente wieder los. Das ist unverständlich. Wenn keine Arbeitskräfte im Land verfügbar sind, brauchen wir vernünftige Kontingente“, betonte Walser. Sofort wirksam und einfach umsetzbar wäre für den Präsidenten auch, das (Weiter-)Arbeiten für Pensionisten attraktiv zu machen. In Richtung Landespolitik formulierte Walser daher: „Macht Druck auf den Bund, werdet selbst aktiv, wir brauchen Lösungen vom Tourismus über das Gewerbe bis hin zum Handel und in der Pflege.“
Schwerpunkte der Ressorts
Die Landesrätin Cornelia Hagele und die Landesräte Mario Gerber und René Zumtobel stellten die Eckpunkte des Regierungsprogramms für ihre Ressorts vor und holten ein Stimmungsbild aus den einzelnen Branchen ein. Die für Gesundheit und Bildung zuständige Cornelia Hagele unterstich, dass sie „intensiv an den Rahmenbedingungen zum Rechtsanspruch für eine leistbare, ganztägige und ganzjährige Kinderbetreuung“ arbeite. Einen zentralen Stellenwert im Bereich Bildung hat für Hagele die Talent Card, mit der Jugendliche ihre Talente und Fähigkeiten erkennen und so eine fundierte Ausbildungs- und Berufsentscheidung fällen können.
„Mein Ziel ist, dass diese Potenzialanalyse flächendeckend allen Jugendlichen in Tirol zur Verfügung steht“, erklärte Hagele. Wirtschafts-Landesrat Mario Gerber setzt auf den Zusammenschluss aller Kräfte in Tirol, um die multiplen Krisen zu bewältigen. Exorbitant steigende Energiekosten seien für die Betriebe nicht zu schaffen. „Die Politik muss hier vertretbare Preise schaffen, das wird eine Herkulesaufgabe“, so der Landesrat. Die Digitalisierung steht bei Mario Gerber weit vorne auf der politischen Agenda: „Wir müssen täglich an diesem Zukunftsthema arbeiten, damit unsere Betriebe wettbewerbsfähig bleiben.“
Umwelt- und Verkehrslandesrat René Zumtobel betonte, dass die angepeilte Energiewende nur gemeinsam zu schaffen sei. „Wir müssen vor der eigenen Haustüre beginnen, wie es die Wirtschaftskammer macht, die sich zum Ziel gesetzt hat, bis 2035 klimaneutral zu sein“, so Zumtobel. Weiters braucht es für das Tourismusland Tirol attraktive Angebote für die Anreise sowie für die Vor-Ort-Mobilität. Im Transitbereich setzt Zumtobel auf die Ausdehnung der Korridormaut von München bis Verona und auf den Ausbau der Schiene inklusive des Baus neuer Terminals.
Einstimmigkeit bei Anträgen
Die (einstimmig beschlossenen) Anträge des gestrigen Wirtschaftsparlaments an die Landes- und Bundespolitik machten deutlich, wo die derzeitigen Herausforderungen der Tiroler Betriebe liegen: Inhaltlich reichten die Themen von einer Energiepreisbremse über Maßnahmen zur Ortskernbelebung und dem Ausbau von Verkehrsachsen bis hin zur Digitalisierung und der Unterstützung traditioneller Handwerksbetriebe. „Jede Lösung in diesen zentralen Fragen trägt zur Stärkung des Standortes und damit zur Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen bei“, erklärte Christoph Walser.