Award-Reigen mit Strahlkraft für die Tiroler Installateure

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Symbolbild Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker:innen - Lehrlinge
Symbolbild Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker:innen - Lehrlinge
Der Beruf der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker:innen ist unter anderem durch durch seine Vielseitigkeit geprägt.
© Christian Vorhofer

Die Tiroler Vertreter der Heizungs-, Sanitär- und Lüftungstechnik landen bei Berufswettbewerben oft auf dem Podest. Veronika Opbacher erzählt vom Engagement der Innung und der Lehrlinge.

INTERVIEW

Tiroler Wirtschaft: Bei den AustrianSkills in Salzburg haben die Tiroler Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker:innen Anfang 2022 den Award-Reigen in nationalen und internationalen Berufswettbewerben fortgesetzt. Was ist der Hintergrund für diese Erfolgsgeschichten?

Landesinnungsmeisterin Veronika Opbacher: Da müssen wir vor 20 Jahren anfangen, als der Innungsausschuss den Grundstein dafür setzte. Wir waren immer schon bei den Lehrlingswettbewerben dabei, allerdings nicht vorne dran. Es war für uns als Tiroler mit Kampfgeist doch ein bissl schwierig, als wir beispielsweise gesehen haben, dass Niederösterreich immer wieder gewinnt. Wir wollten dann ein Zeichen setzen und haben Gerold Taxer, unseren Berufsschullehrer, beauftragt, die Lehrlinge speziell zu trainieren und auf die Wettbewerbe vorzubereiten.

Ein echtes Spezialtraining also, wie bei Sportlern?

Ja genau. Sonst hätten wir den Erfolg – etwa bei der Weltmeisterschaft in Abu Dhabi, wo Armin Taxer Weltmeister wurde, nie geschafft. Nur durch das intensive Training sind wir in den letzten Jahren so erfolgreich gewesen. Wobei ich sagen muss, dass man dafür auch die richtigen Lehrlinge braucht. Ohne den entsprechenden Kampfgeist hast du da keine Chance.

Ist das ein beeindruckendes Vorbild dafür, wie es gelingen kann, eine dynamische Berufs-Begeisterung weiterzugeben?

Natürlich. Wir haben Gottseidank jedes Jahr Jugendliche gefunden, die sich der Herausforderung gestellt haben. Sie mussten ja immer viel Arbeit reinstecken, weil das Training in ihrer privaten Zeit stattfindet. Doch das haben sie getan und so konnten wir als Innung mit unseren Tiroler Lehrlingen schöne Erfolge feiern. Das macht uns schon stolz. Die jungen Leute in den Vordergrund zu stellen, ist für uns auch deswegen ein so wichtiges Thema, weil das Image des Installateur-Berufes in den Köpfen oft noch immer ein falsches ist. Dass es ein extrem vielfältiger Beruf ist und wir mit den Elementen Wasser und Luft arbeiten, ist nicht in der Breite bekannt. Wir als Innung sehen es auch als unsere Aufgabe an, das echte Image zu stärken.

Sie arbeiten im Grunde genommen mit den Lebenselixieren. Eine besondere Geschichte?

Ja, das ist wirklich eine besondere Geschichte und auch eine große Verantwortung, die unsere Mitgliedsbetriebe tragen. Der Lehrberuf ist sehr breit aufgestellt und er wird mit den neuen Möglichkeiten und Technologien immer spannender.

Veronika Opbacher
Veronika Opbacher

Wie darf man sich das Training vorstellen, mit dem die Lehrlinge auf die Berufswettbewerbe vorbereitet werden?

Es findet an den Wochenenden statt. Da trainieren die Lehrlinge in der Berufsschule mit dem Trainer, den die Innung engagiert. Es werden dabei die Fertigkeiten und das Wissen trainiert, das bei den Wettbewerben gefordert wird. Wir haben eben das Glück, dass wir einen Berufsschullehrer gefunden haben, der das mit Begeisterung macht. Gerold Taxer wird in Pension gehen. Er trainiert noch ein letztes Mal unsere Kandidaten auf die Welt- und Europameisterschaften hin, aber wir haben bereits zwei Nachfolger gefunden, die das weiter machen und diese Tradition fortsetzen.

Wie ist die Stimmung bei derartigen Meisterschaften?

Die Weltmeisterschaft in Abu Dhabi war das Beeindruckendste, das ich jemals gesehen habe. Weil so viele Nationen an einem Ort zusammengekommen sind und alle an einem Werkstück arbeiteten. Die weltweit unterschiedlichen Zugänge und Arbeitsstile zu sehen, ist wirklich sehr spannend.

Die Auszeichnungen der Tiroler Lehrlinge wirken wie Oscar-Trophäen für die Branche. Zeigen derartige Erfolge auch Wirkung bei der Suche nach Lehrlingen?

Natürlich kann man das als Innung sehr gut verwenden. Aber auch die Installateur-Unternehmen, die die Lehrlinge schicken, können hervorragend damit werben einen Weltmeister, einen Europameister oder Österreich-Meister in ihrer Mannschaft zu haben.

Wie ist es um den „Nachwuchs“ in Ihrer Branche grundsätzlich bestellt?

Es ist – wie überall – schwierig. Auch wir leiden darunter, dass viel zu viele Jugendliche lieber in die Schule geschickt oder dazu angehalten werden, die Schule weiter zu besuchen. Viele Eltern verwenden immer noch den Satz, „wenn du die Schule nicht schaffst, musst du halt Lernen gehen“. Das ist ein Problem. Und wenn ich dann in der Zeitung lese, dass es weniger Sitzenbleiber gibt und mehr Schüler – dann bekomme ich eine Gänsehaut.

Es wirkt absurd. Mittlerweile merkt jede Familie, wie sehr Handwerker:innen gefragt sind und wie abhängig ein rund laufendes Leben von ihnen ist. Doch der Rückschluss auf die eigenen Kinder und ihre Berufslaufbahn ist noch nicht erfolgt. Was passiert da oder besser, was passiert da nicht?

Es ist ganz grundsätzlich ein politisches Problem. Wir machen beispielsweise Werbung in den Hauptschulen und den Polytechnischen Schulen, doch man müsste schon viel früher damit anfangen. Schon im Kindergarten müsste man den Grundstein legen, damit die Kinder in jungen Jahren lernen, wie wichtig das Handwerk ist, dass es Spaß macht, diese Berufe zu ergreifen und man damit eine gute, sichere Grundlage fürs Leben hat. Mich würde es freuen, wenn auch von politischer Seite wieder gesehen würde, wie wichtig das Handwerk ist und wenn das Potenzial des dualen Ausbildungssystems, um das uns viele Länder beneiden, entsprechend anerkannt werden würde.

Was ist für Sie das Spannende am Beruf der Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechniker:innen, was ist der Reiz?

Dass jeder Tag anders ist. Es ist keine Fließbandarbeit, wo man jeden Tag das gleiche Produkt in der Hand hat. Unser Beruf ist so vielseitig, wir arbeiten mit so vielen unterschiedlichen Materialien und haben so viele unterschiedliche Aufgabenstellungen. Angefangen bei der Rohinstallation, die doch eine gröbere Arbeit ist, bis hin zur Feinkomplettierung, wo man dann beispielsweise die Waschbecken oder Möbel installiert. Das fasziniert mich jeden Tag. Für mich ist es wirklich so: Wenn ich nicht jeden Tag etwas Anderes mache, etwas Spannendes, dann ist mir langweilig und der Tag geht nicht vorbei. Es muss eine Qual sein, jeden Tag immer das Gleiche zu machen. Und Gott sei Dank, darf ich in diesem Beruf arbeiten und daher ist mir auch nie langweilig.

Meisterhafter Nachwuchs

Dass das Schimmern dieser Medaillen den Vertretern der Landesinnung für Sanitär-, Heizungs- und Lüftungstechnik und der Wirtschaftskammer Tirol ein stolzes Lächeln ins Gesicht zaubert, ist nachvollziehbar. „Dieses super Ergebnis stellt einmal mehr unter Beweis, dass die duale Ausbildung nicht nur im Tiroler Handwerk ein Erfolgsmodell ist. Europa kann sich in Bezug auf die Ausbildung der Jugend von Tirol beziehungsweise Österreich inspirieren lassen“, sagte beispielsweise Franz Jirka, Obmann der Sparte Gewerbe und Handwerk, als die Tiroler Nachwuchskräfte mit einer Gold-, vier Silber- und einer Excellence-Medaille vom EuroSkills-Wettbewerb 2018 heimkehrten.

Gold hatte der junge Mitarbeiter der DBM Installationstechnik GmbH (Strass im Zillertal), Florian Schwarzenauer, gewonnen. Im Jahr zuvor hatte Armin Taxer (Auer Haustechnik & Fliesen GmbH) bei den WorldSkills in Abu Dhabi in seiner Disziplin brilliert. Bei den Berufsweltmeisterschaften zeigte der 1995 geborene Pfonser seinen Mitstreitern aus aller Welt, dass Tirol das beste Pflaster sein kann, um mit dem Handwerk Siege zu erringen. Armin wurde Weltmeister und verlieh damit der langen Erfolgsliste der Innung einen beeindruckenden Höhepunkt.

Nachdem die Corona-Pandemie auch die Terminplanungen der internationalen und nationalen Berufswettbewerbe durcheinander wirbelte, fanden die AustrianSkills, die österreichischen Berufs-Staatsmeisterschaften, erst im Jänner 2022 statt. Auch dort überzeugten die Tiroler Kandidat:innen mit ihrem Kampfgeist und ihrem Können. Julia Kirchner (Josef Plangger GmbH, Walchsee) wurde mit der Silbermedaille und Florian Bliem (DBM Installationstechnik GmbH) mit der Goldmedaille ausgezeichnet. Sie ist das Ticket für die WorldSkills 2022 in Shanghai und die EuroSkills 2023 in St. Petersburg.