Federkielsticker Alexander Stiegler in seiner Werkstatt in Stum im Zillertal.
Federkielsticker Alexander Stiegler in seiner Werkstatt in Stum im Zillertal.
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Zillertaler Ranzen – Handwerkskunst aus Tirol

Federkielsticker Alexander Stiegler in seiner Werkstatt in Stumm im Zillertal.
© WK Tirol

Das Sticken mit Federkiel ist in Tirol seit dem 17. Jahrhundert bekannt – heutzutage jedoch fast vom „Aussterben bedroht“. Federkielsticker Alexander Stiegler ist hier zu Lande einzigartig.

Beim Federkielsticken handelt es sich um eine Handwerkstechnik, die vor rund 230 Jahren im alpenländischen Raum erfunden wurde. Dabei wird Leder mit weißen, gespaltenen Pfauenfedern in mühsamer Handarbeit bestickt. Einer der letzten seiner Zunft ist Federkielsticker Alexander Stiegler aus Stumm im Zillertal.

Mit viel Liebe zum Detail und Geduld wurde dieses Handwerk in der Familie weitergegeben. Der 48-Jährige ist seit 21 Jahren selbstständig und übt das Ranzensticken in der sechsten Generation aus. „Da es dafür aber keinen Lehrberuf gibt, wird das Wissen darüber von Generation zu Generation weitergegeben“, erklärt Stiegler. Eine richtige Ausbildung oder Meisterprüfung gibt es nicht, die einzige Voraussetzung, um den Beruf selbstständig ausüben zu können, ist ein Lehrabschluss. In dem Fall sind Vater und Sohn eigentlich gelernter Konditor und ausgebildeter Zimmermann.

Federkielsticker Alexander Stiegler in seiner Werkstatt in Stum im Zillertal.
Zillertaler Ranzen - altes Handwerk aus Tirol

Zillertaler Tradition

Der Zillertaler Ranzen ist das am häufigsten hergestellte Produkt des Betriebs. Dabei handelt es sich um einen Gürtel für die Trachten der Musiker, Schützen und Trachtenvereine. Die Mitglieder lassen sich die Gürtel nach ihren speziellen Wünschen fertigen, das dauert dann im Normalfall 130 bis 150 Stunden, je nach Anfertigung und Motiv. Bei aufwendigen Unikaten kann es auch bis zu 400 Stunden dauern. „Jeder Zillertaler hat einen Ranzen daheim. Den kauft man sich einmal im Leben und vererbt ihn dann in der Familie weiter. Das gehört zum Familienstolz und im Zillertal dazu.“ Die Kunden kommen hauptsächlich aus Tirol und dem bayrischen Raum.

Jedes Muster wird per Hand auf den Ranzen aufgezeichnet.
Jedes Muster wird per Hand auf den Ranzen aufgezeichnet.
© WK Tirol

Einzelstücke

Wobei es gar nicht so einfach ist, an solch einen Ranzen zu kommen. Ein Jahr beträgt die Wartezeit momentan bei Stiegler, der die Einzelstücke gemeinsam mit einem Mitarbeiter fertigt. Wie viele er pro Jahr bestickt, weiß Alexander Stiegler nicht genau: „Mir geht es nicht um die Stückzahl, sondern um die gute Qualität.“

Neben den Klassikern wie Gürtel und Hosenträger, werden auch Taschen, Schuhe, Glockenriemen für Kühe und Ziffernblätter für Uhren mit der Stickerei verziert. Das Handwerk wird direkt von Generation zu Generation weitergegeben. Die Faszination dahinter steckt in der meditativen Arbeit berichtet der Federkielsticker: „Beim Sticken ist man ganz bei sich und hat viel Zeit, um über das Leben nachzudenken.“ Die Materialien sind gleich gefunden – Rindsleder und Pfauenfedern werden zu den auffälligen Gürteln verarbeitet.

Jedes Exemplar ist ein Einzelstück. Bei Alexander Stiegler wird mit richtigen Pfauenfedern gearbeitet.
Jedes Exemplar ist ein Einzelstück. Bei Alexander Stiegler wird mit richtigen Pfauenfedern gearbeitet.
© WK Tirol

Familiengeheimnis

Im Zillertal wird mit richtigen Pfauenkielen gearbeitet, denen vorher die Federn entfernt wurden. Wie die Federn geschnitten werden, ist ein Familiengeheimnis: „Das wissen nur ich und mein Vater, da hat jeder seine eigene Technik. Nach der Zimmererlehre habe ich als Asphaltierer gearbeitet. Die Wetterschichten und den Zeitausgleich habe ich genützt, um das Schneiden und das Sticken zu üben. Im Jahr 2000 habe ich schließlich das Handwerk von meinem Vater übernommen“, erklärt der 48-Jährige Stummer.

Zwei Mal im Jahr werden 1.000 Stücke Pfauenfedern bestellt. Die Kiele werden mit einem Messer gespalten und können dann mit einer sogenannten Ahle, einem Werkzeug zum Stechen von Löchern, durch die vorgegebene Kerbe des Musters gezogen werden. Die Vorlage für den Ranzen wurde vorher auf Pergament aufgezeichnet und anschließend mit weißem Pauspapier auf das Leder übernommen. So entsteht Schritt für Schritt ein Unikat, das innerhalb der Familie weitergegeben wird. „Auch meine Söhne Simon und Paul, die bei der Musikkapelle Stumm sind, besitzen einen solchen Ranzen.“

Zukunft

Für die Zukunft wünscht sich Alexander Stiegler in diesen Zeiten vor allem Beständigkeit und Gesundheit. „Hoffen wir, dass wir das alles gut überstehen. Und vielleicht übernimmt dann eines meiner Kinder diese Tradition. Ich zwinge keinen, aber ich würde mich sehr darüber freuen“, so der Zillertaler Federkielsticker lachend.

Weitere Informationen: www.federkielstickerei.at