Komplettanbieter für Wasserkraftanlagen
Vorsprung durch Innovation und Erfahrung. Das kleine, aber enorm leistungsfähige Osttiroler Unternehmen Maschinenbau Unterlercher GmbH sorgt für Effizienz bei Kleinwasserkraftanlagen.
Um seinen ersten Auftrag für den Bau eines Kleinkraftwerks abwickeln zu dürfen, meldete Bernhard Unterlercher 1990 das Metalltechnikgewerbe in seiner Heimatgemeinde Hopfgarten am Eingang des Defereggentales an. „Ich blieb aber vorerst weiterhin im Liebherr- Kühlgerätewerk in Lienz, wo ich mit dem Sondermaschinenbau befasst war, beschäftigt. Für meine nebenberufliche selbstständige Tätigkeit musste anfangs die Garage meines Elternhauses genügen – erst einige Jahre später habe ich im Keller meines neuerrichteten Wohnhauses die erste eigene Werkstätte eingerichtet“, erinnert sich der Unternehmer an die bescheidenen Anfänge.
Die praktischen Erfahrungen in der Wasserkrafttechnologie hatte er nach erfolgreichem Abschluss der Maschinenbau-Fachschule in Fulpmes beim Turbinenbauer Hubert Lindner in Fritzens erworben. Allerdings verlagerte sich der Schwerpunkt der eigenen betrieblichen Tätigkeit vorerst in Richtung Sondermaschinenbau.
„Mein erster Firmenkunde war ein Schweizer Hersteller von Sonnenkollektoren, für den ich eine Anlage zur automatisierten Fertigung der Kollektoren-Gehäuse gebaut habe und dann zahlreiche Folgeaufträge im Sondermaschinenbau erhielt. So ist mein Betrieb langsam gewachsen – die Arbeit bei der Firma Liebherr musste ich aufgeben, konnte meinen ehemaligen Arbeitgeber aber als Kunden gewinnen und fertigte auch Anlagen für die Liebherr-Werke in Malaysia, Bulgarien und das Stammwerk in Ochsenhausen.“
Steigerung des Bekanntheitsgrades
Mit der Wirtschaftskrise 2009 kam der Sondermaschinenbau nahezu zum Erliegen. In dieser Situation erwies sich die Wasserkraft-Kompetenz, die Bernhard Unterlercher 2005 mit dem Bau eines firmeneigenen Kleinkraftwerks und auch mit laufenden kleinen Projekten aus diesem Bereich über die Jahre verfestigt hatte, als Rettungsanker. Hilfreich war auch die damals angelaufene Ökostrom-Förderung, die österreichweit einen Kleinkraftwerk-Boom auslöste und dem Unternehmen eine Reihe von Aufträgen für die Projektierung und den Bau der technischen Ausstattung für solche Anlagen bescherte. Mit jeder Referenzanlage, die man zuerst hauptsächlich in Osttirol, dann aber in einem ständig vergrößerten Aktionsradius realisieren konnte, wurde der Bekanntheitsgrad des Unternehmens als Kleinwasserkraft-Spezialist gesteigert.
„Aus der Reparatur von Fremdanlagen wussten wir um deren zumeist fertigungsbedingte Schwachstellen insbesondere bei den Turbinenrädern. Die intensive Beschäftigung mit diesem Thema führte schließlich zur Entwicklung eines neuen Fertigungsverfahrens für Pelton-Turbinen, welches wir 2010 durch ein Patent schützen ließen und seither exklusiv in unserem Betrieb erfolgreich anwenden. Neben diesem Alleinstellungsmerkmal ist unser eigenes Kraftwerk mit einer Sommer-Leistung von 300 kW ein wichtiges Anschauungsobjekt – wir wissen ganz genau, was so eine Anlage in ihrer Gesamtheit können muss. Das verschaffte uns einen Know-how-Vorsprung und damit Vertrauen bei den Kunden. Unser Part bei den Kleinwasserkraftanlagen ist alles, was sich im Maschinenraum bzw. Krafthaus abspielt. Wir erreichen eine enorme Fertigungstiefe, da wir außer den Generatoren und Standard-Industriekomponenten alles selber machen“, erklärt der Metalltechnik-Meister.

Dazu war natürlich ständig mehr Raum vonnöten, den man angrenzend an das Wohnhaus in mehreren Ausbaustufen geschaffen hat. Zuletzt wurde ein neuer, großzügiger Büro- und Labortrakt auf die mit modernsten Maschinen bestückte Fertigungshalle aufgesetzt.
„Im Prinzip muss jede Anlage individuell geplant und produziert werden, weil die Wassermenge und die Fallhöhe bei jedem Kraftwerk unterschiedlich ist und auch die Gebäude, in denen wir die Maschinensätze einbauen, vollkommen unterschiedlich gestaltet sind. Mit unserer ECO-Line-Serie konnten wir allerdings im Vorjahr eine einbaufertige Gesamtlösung im Bereich der Durchströmturbinen in einer Leistungsbandbreite von 1 bis 100 kW in 16 verschiedenen Bauformen auf den Markt bringen, und zwar schon fertig bestückt mit elektronischer Steuerung und Generator. Solche „Plug&Play“-Anlagen sind kostengünstig und können schon ab einer Fallhöhe ab drei Meter zum Einsatz kommen.“
Forschung und Entwicklung
Derartige Innovationen, aber auch die ständige Arbeit an der Steigerung der Effizienz von Kleinwasserkraftanlagen, sind natürlich nur mit einem erheblichen Aufwand für Forschung und Entwicklung möglich. „Wir verfügen über einen eigenen Turbinenprüfstand mit der notwendigen Mess- und Regelungstechnik und auch über modernste Simulationssoftware, mit der wir die Geometrien strömungstechnisch optimieren und hochbeanspruchte Bauteile mittels sogenannter FEM-Berechnung überprüfen können. Außerdem kooperieren wir mit dem Institut für Hydraulische Strömungsmaschinen der TU Graz und konnten so beispielsweise den Wirkungsgrad von ein- und zweizelligen Durchströmturbinen entscheidend verbessern“, so Bernhard Unterlercher.
Vielfach kommen die Anlagen aus dem Defereggental auch in schon bestehenden Kraftwerken zum Einsatz – immerhin gibt es in Österreich an die 5.000 Kleinwasserkraftwerke, von denen sehr viele schon in die Jahre gekommen sind. „Sehr oft können wir bei solchen Sanierungen die Leistung der Anlagen bei gleichbleibendem Wasserzustrom und gleicher Fallhöhe verdoppeln. Es steckt also noch ein großes Potenzial im Anlagen-Bestand, das genutzt werden muss, um die Energiewende zu schaffen“, berichtet der Unternehmer.
„Sehr gefragt vor allem bei Gemeinden als Wasserversorger sind aktuell Trinkwasserkraftwerke, bei denen man die vorhandenen Gebäude und Druckrohrleitungen nutzt und so ohne Eingriffe in die Natur hocheffizient Energie erzeugen kann. Wir fertigen alle Teile, die mit dem Wasser in Berührung kommen, mit ausgewähltem Edelstahl. Da das Trinkwasser vollkommen sauber ist, nutzen sich Düsen und Laufräder kaum ab und sind daher besonders wartungsarm.“

Aufsehen hat ein kürzlich in Japan gemeinsam mit Elektro Bischofer, Reith im Alpbachtal, realisiertes Projekt erregt, wo inzwischen zwei Kleinkraftwerke „Made in Tirol“ Strom aus den Bewässerungssystemen für Reisfelder erzeugen. Weitere Anlagen sind bereits in Planung.
Aktuell beschäftigt die Maschinenbau Unterlercher GmbH 15 Mitarbeiter. Aus der eigenen Familie wird Bernhard Unterlercher durch seine für das Rechnungswesen zuständige Ehefrau Susanne unterstützt und durch Sohn Oliver, der nach einem erfolgreich abgeschlossenen Geomatik-Studium nun noch den neuen berufsbegleitenden Studiengang „Master of Engineering – Wasserkraft“ – sozusagen maßgeschneidert für die betrieblichen Anforderungen – an der TU Graz absolviert
Weitere Informationen: www.maschinenbau-unterlercher.at