Ein Traditionshaus auf Zukunftskurs
Nach Abschluss einer mehrjährigen Umbau- und Modernisierungsphase und einem gelungenen Übergabeprozess, positioniert sich das Hotel Traube im Zentrum der Lienzer Altstadt als Viersterne-Leitbetrieb.
Direkt am Lienzer Hauptplatz gelegen, ist das Hotel Traube aus dem Stadtbild der Osttiroler Bezirksmetropole nicht wegzudenken. Die gastgewerbliche Tradition des Hauses reicht bis in das späte 16. Jahrhundert zurück. Andrä Vergeiner I. übernahm das Wirtshaus im Jahr 1860 und errichtete die ersten Gästezimmer im „Gasthof zur Traube“, das seither im Familienbesitz verblieb. Schon seit Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts bestand der Anspruch, als „erstes Haus am Platz“ eine gehobene Gästeschicht mit dem damals höchstmöglichen Komfort anzusprechen. Wenige Tage vor dem Ende des zweiten Weltkriegs wurde das Hotel durch einen Bombenangriff vollkommen zerstört.
„Erst 1950 konnte der Hotelbetrieb nach dem Wiederaufbau durch meinen Großvater Andrä Vergeiner III. wieder aufgenommen werden. In seine Ära fällt auch die Erweiterung des Hotels um einen Zubau, in dessen sechsten Stock er bereits vor 50 Jahren ein Panorama-Hallenbad errichten ließ. Das ist bis heute eines der Alleinstellungsmerkmale unseres Hauses“, erzählt Anna Geiger-Vergeiner, die in fünfter Generation seit 2012 das Hotel leitet.
Theoretisches und praktisches Rüstzeug
„Für mich war eigentlich immer klar, dass ich diesen Betrieb einmal übernehmen werde. Deshalb war auch mein Ausbildungsweg vorgezeichnet. Nach der Matura an der fünfjährigen Tourismusschule in Warmbad Villach konnte ich wertvolle Erfahrungen zunächst als Management-Trainee und Frontoffice-Supervisor im Hotel Sacher sammeln und war auch ein Jahr lang im renommierten Hotel Hassler in Rom als Rezeptionistin tätig. Mit diesem theoretischen und praktischen Rüstzeug ausgestattet, konnte ich nach meiner Rückkehr nach Lienz zunächst meine Eltern bei der Betriebsführung unterstützen und dann sukzessive die alleinige Geschäftsführung übernehmen. Dafür habe ich auch noch die zweijährige, berufsbegleitende Unternehmerakademie des ÖHV absolviert. Der Übergabeprozess war gut geplant, verlief problemlos und ist inzwischen abgeschlossen.“
„Der Übergabeprozess war gut geplant, verlief problemlos und ist inzwischen abgeschlossen.“
Modernisierung und Weiterentwicklung
Für die Modernisierung und Weiterentwicklung des Hotels wurde ein mehrjährig angelegtes Konzept erstellt. „Schrittweise wurden praktisch alle 52 Gästezimmer umgebaut, wobei wir darauf geschaut haben, die unterschiedlichen Bedürfnisse und Vorlieben unserer Gäste abzubilden – von klassisch-elegant über romantisch bis zu stilvollen, mit echten Antiquitäten ausgestatteten Biedermeier-Zimmern. Wir fühlen uns der langen Geschichte des Hauses und unseren Vorfahren, die immer viel Kunstsinn bewiesen und hochwertige Skulpturen, Bilder und Einrichtungsgegenstände gesammelt und überall im Gebäude präsentiert haben, verpflichtet. Wir meinen, dass wir uns damit von der heute oft sehr nüchternen Hotelarchitektur abheben und so auch über ein weiteres Alleinstellungsmerkmal verfügen.“
Ein Meilenstein in der Qualitätsoffensive war die vollständige Erneuerung des Hallenbades und des gesamten, nun im obersten Stockwerk des Hotels gebündelten Spa- und Wellnessbereichs. „Hier können die Gäste den unverstellten 360-Grad-Panoramablick über den Dächern von Lienz auf die herrliche Kultur- und Naturlandschaft genießen, egal ob vom Schwimmbecken, der Sauna, dem Fitness- oder den Ruheräumen aus. Wir haben alle Vorschläge einer Energieberatung, die den Umbaumaßnahmen vorausging, umgesetzt – von der Dreifachverglasung der großen Fensterflächen über den Einbau von Wärmetauscher-Systemen bis zur intelligenten Steuerung der Wasser- und Raumlufttemperatur. Auch die Dach- und Geschoßdecken wurden isoliert, um die höchstmögliche Energieeffizienz zu erzielen“, berichtet die Unternehmerin.

„Im heurigen Frühjahr haben wir auch noch alle übrigen Dächer vollständig erneuert und die Fassade renoviert. Neben den ‚üblichen‘ Behördenauflagen mussten auch die strengen Bestimmungen des Ortsbildschutzgesetzes beachtet und eingehalten werden. Es gehört für uns auch zu den seit jeher gelebten Prinzipien der Nachhaltigkeit und Regionalität, dass wir, wann immer es möglich ist, auf heimische Handwerksbetriebe und Lieferanten setzen.“
Das Hotel Traube spricht eine breite Gästeschicht an. „Es gibt bei uns einen sehr guten Mix aus Urlaubern und Geschäftskunden, die wir vielfach als Stammgäste gewinnen konnten. Nur in den Nebensaisonen beherbergen wir auch Reisegruppen. Die Hauptherkunftsländer unserer Gäste sind Österreich, Deutschland und die Schweiz – in ‚Normalzeiten‘ ist unser Publikum international. Einige Gäste aus den USA und Südamerika konnten wir in den letzten Wochen bereits wieder begrüßen“, freut sich Anna Geiger-Vergeiner.
Spagat zwischen Familie und Unternehmen
„Während des Corona-Lockdowns haben uns die guten Kontakte zu den großen Osttiroler Unternehmen sehr geholfen, so dass wir unser Haus für Geschäftsreisende offenhalten konnten. Positiv hat sich auch unser hoher Anteil an Stamm-Mitarbeitern ausgewirkt, die mit uns dank dem Kurzarbeitsmodell durch die Krise ‚getaucht‘ sind. Ich bin überhaupt sehr stolz auf mein Mitarbeiterteam, auf das ich mich hundertprozentig verlassen kann. Zusammen mit der Unterstützung durch meinen Ehemann Robert lässt sich so der Spagat Familie – Unternehmensführung gut bewältigen. Es ist uns wichtig, genügend Zeit mit unseren beiden Töchtern verbringen zu können. Wir gönnen uns auch hin und wieder eine Urlaubsreise mit den Kindern – in dieser Zeit schaut meine Mutter Renate, die ja das Hotel bis zur Pensionierung geführt hat, nach dem Rechten.“
Die mehr als hundertjährige Weinhändlertradition der Familie Vergeiner wurde 2012 beendet. „Geblieben ist aber die Weinexpertise, die sich in unserem Weinkeller und in der Weinkarte, aber auch in der Beratung unserer Gäste nach wie vor niederschlägt“, so die Unternehmerin. Auch die Kulinarik kommt im Hotel Traube nicht zu kurz: Osttiroler Spezialitäten und italienische Gerichte kann man im hauseigenen Restaurant „La Taverna“ genießen. Anna Geiger-Vergeiner repräsentiert eine neue Hoteliers-Generation, die verstärkt auf Zusammenarbeit setzt. „Ich bin mit vielen meiner Kolleginnen und Kollegen freundschaftlich verbunden. Wir treffen uns regelmäßig, können ganz offen miteinander sprechen und helfen uns auch gegenseitig.“
Weitere Informationen: Hotel Traube Lienz
