Hermann Ladner junior (im Bild links) und Hermann Ladner senior
Hermann Ladner junior (im Bild links) und Hermann Ladner senior
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Bei Ladner drückt kein Schuh

Eingespieltes Team: Hermann Ladner sen. hat seinen Sohn Hermann Ladner jun. (l.) in der eigenen Werkstatt ausgebildet.
© Ladner

Das handwerkliche Geschick wurde dem Orthopädieschuhmacher-Meister Hermann Ladner in die Wiege gelegt. Mittlerweile führt er in dritter Generation die Werkstatt sowie das Schuhhaus Ladner in Zams.

Der Beruf des Orthopädieschuhmachers ist während des Zweiten Weltkriegs aufgrund der großen Anzahl an Invaliden entstanden. „Mein Großvater war zu dieser Zeit Schuhmacher und dafür bekannt, dass er Menschen mit Gehbehinderungen oder -einschränkungen gut weiterhalf. Ausbildungsmöglichkeiten in diesem Bereich gab es damals allerdings noch nicht. Erst später hat sich das Berufsbild herauskristallisiert. Mein Vater war einer der ersten, der das Orthopädieschuhmacherhandwerk mit dem Meisterdiplom abschloss“, erzählt Hermann Ladner, der selbst im Jahr 1990 erfolgreich die Meisterprüfung ablegte, stolz.

Österreich und Deutschland sind im Segment der Orthopädieschuhmacher weltweit führend, beide Länder honorieren die Leistung der Handwerker und Spezialisten. Die maßgeschneiderten Produkte werden zum Großteil von der Krankenkasse übernommen, wenn eine Verordnung eines Facharztes vorliegt. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten im Bereich der Schuhzurichtungen: von Längenausgleiche und Abrollhilfen über Stützen oder Einlagen bis hin zum Maßschuh, der beispielsweise bei kleineren Lähmungserscheinungen seine Anwendung findet. Egal um welchen orthopädischen Behelf es sich handelt, das vorrangige Bestreben des Orthopädieschuhmachers ist, das Gehen zu erleichtern.

roter orthopädischer Maßschuh
Der orthopädische Maßschuh hat kein gutes Image. Ladner versucht, dem so gut wie möglich gegenzusteuern.
© Ladner

„Das größte Kompliment ist, dass ein orthopädischer Maßschuh nicht als solcher erkannt wird. Denn er hat kein gutes Image. In der Anfangszeit wurde bewusst darauf geschaut, dass diese Art von Schuhen nicht schön oder leicht sind, sondern möglichst klobig und schwer. So musste der Verletzte nicht mehr an die Front ausrücken“, erklärt Ladner und ergänzt: „Mittlerweile bemühen wir uns natürlich mehr um die Optik. Wobei Schönheit nach wie vor relativ ist. Wichtig ist, dass nicht von 100 Metern Entfernung erkannt wird, dass ein körperliches Leiden vorliegt.“

Traditionelles Handwerk

Das Handwerk hat sich jedoch in den vergangenen Jahrzehnten kaum verändert, sondern ist sehr traditionell geblieben. Es gibt wenige Großanbieter und die Sparte ist mit nur wenigen Mitbewerbern generell recht klein. „Aufgrund dieser geringen Größe werden allerdings nur vereinzelt spezifische Maschinen hergestellt und selbst wenn, sind diese extrem teuer. Wir arbeiten daher mit altbewährten Methoden und benötigen für eine Neuanfertigung ungefähr 30 Arbeitsstunden vom ersten Kundenkontakt bis zur endgültigen Übergabe“, so Ladner.

Zu Beginn wird direkt am Patienten Maß genommen. Anhand dieser individuellen Maße wird ein Leisten hergestellt, der die Vorlage für einen Probeschuh aus Kunststoff liefert. Dieser wird probiert, um Druckstellen oder andere Probleme aufzuzeigen. Anschließend wird der Schuh aus Leder – wobei bereits im Vorfeld geklärt wurde, ob es sich dabei um einen Freizeit- oder Abendschuh handelt – gefertigt. Reparaturen spielen vor allem bei den orthopädischen Maßschuhen eine große Rolle, um deren Lebenszeit zu verlängern. Deshalb werden die Fußbekleidungen von vornherein so erzeugt, dass abgetragene Absätze oder Spitzen sowie Klettverschlüsse leicht erneuerbar sind.

ein Lederschuh wird in der Werkstatt angefertigt
Wenn der aus Kunststoff gegossene Probeschuh sitzt, wird das Endprodukt aus Leder hergestellt.
© Ladner

Spezialist für hochwertige Schuhe

„In der Werkstatt sind wir zu dritt, mein Sohn Hermann und eine weitere Mitarbeiterin sind mit mir zusammen dort tätig. Meine Frau Beatrix und meine Tochter Eva Krismer sowie zwei weitere Verkäuferinnen sind für das dazugehörige Schuhgeschäft und die kompetente Beratung zuständig“, ist Hermann Ladner stolz darauf, dass die gesamte Familie mit an Bord ist und sich zum Ziel gesetzt hat, Spezialist für qualitativ hochwertige und gesunde Schuhe zu sein – sowohl in der eigenen Produktion als auch beim Verkauf von renommierten Marken.

Wie so viele in Tirol lebt auch das Geschäft der Familie Ladner indirekt vom Fremdenverkehr. Zu den Hauptkunden zählt das Personal von Gastronomie- und Hotelbetrieben, das besonderen Wert auf bequeme Schuhe legen.

„Dieses Handwerk hat mir von klein auf großen Spaß gemacht. Es war schon bei meinem Vater ein schönes Gefühl zu sehen, dass wir Menschen mit unserer Arbeit helfen können. Das handwerkliche Geschick wurde mir in die Wiege gelegt und ich habe die Leidenschaft wohl an meinen Sohn übertragen, der ebenfalls eine gute Hand hat und am besten Weg dazu ist, das Unternehmen künftig zu übernehmen.“

Weitere Informationen: www.schuh.tirol

Porträtfoto Hermann Ladner
WK Tirol/Die Fotografen
Funktionärssteckbrief Hermann Ladner
Porträtfoto Hermann Ladner
WK Tirol/Die Fotografen

Was hat Sie dazu motiviert, Funktionär zu werden?

Seit mittlerweile mehr als zehn Jahren engagiere ich mich im Gremium des Handels mit Mode und Freizeitartikeln. Die Neugier hat mich damals dazu bewegt, Funktionär zu werden. Außerdem habe ich ein gutes Gefühl dabei, mein Wissen über Produkte anderen Schuhhändlern weitergeben zu können.

Worauf sind Sie in Ihrer Funktionärstätigkeit stolz?

Die Lehrlingsausbildung liegt mir besonders am Herzen. Stolz ist vielleicht der falsche Ausdruck, aber wir haben es geschafft, ein neues Berufsschulbuch im Bereich der Warenkunde aufzustellen. Dieses hat die Ausbildung der Lehrlinge in den vergangenen Jahren durch gezielte Kenntnisse qualitativ erhöht.

Welche Ziele verfolgen Sie als Funktionär?

Mir ist es ist wichtig, den Mitgliedsbetrieben die Stärken der Wirtschaftskammer näherzubringen. Denn diese steht den Unternehmen bei sämtlichen Fragen zur Seite und gerade in der aktuellen Zeit leisten die Funktionäre ganz besonders intensive Arbeit.