Eine Handhabungsmaschine aus dem Hause Makkon
Eine Handhabungsmaschine aus dem Hause Makkon
Alles Unternehmen

Die Osttiroler Automatisierungs-Profis

Handhabungsgeräte aus dem Hause Makkon werden zunehmend in der Holzindustrie eingesetzt und können mit Zusatzgeräten - wie hier einer Staubabsaugung - exakt an die Kundenbedürfnisse angepasst werden.
© Martin Lugger

„Thinking beyond“ ist das Motto der Makkon GmbH. Das Spezialistenteam konzipiert, fertigt und montiert Automatisierungslösungen für internationale Kunden.

Mit 20 Mitarbeitern zählt die Makkon GmbH zwar zu den Kleinen in der Automatisierungsbranche, was aber im kürzlich erweiterten Betrieb in Matrei in Osttirol konstruiert und gefertigt wird, kann schon auch einmal richtig groß ausfallen. So etwa jene vollautomatische Härteprüfanlage, die in den letzten Tagen fertiggestellt und an das US-Unternehmen Ellwood City Forge Group in Pennsylvania ausgeliefert wurde.

„Die von uns entwickelte und gebaute Anlage ist in der Lage, bis zu 8 Tonnen schwere Stahlblöcke vollautomatisch auf die notwendige Härte zu prüfen. Stahl ist an der Oberfläche härter, deshalb muss man die einzelnen Prüfpunkte erst einmal mehrere Millimeter tief anfräsen, bevor eine exakte Härteprüfung möglich ist. Macht man das händisch, ist das eine äußerst anstrengende und zudem monotone Tätigkeit. Unsere Anlage schafft 20 Prüfpunkte pro Stunde mit einem Maschinenführer – vorher waren bei unserem Auftraggeber dafür sechs Leute im Schichtbetrieb notwendig“, erklärt Firmenchef Markus Köll.

„Der Prüfkopf und die dafür benötigte Spezialsoftware wird von der Fa. QUATM, Golling, mit der uns schon länger eine sehr fruchtbare Partnerschaft verbindet, geliefert. Alles andere haben wir selbst entwickelt und gebaut – wie etwa die Rollenförderer, die Hubtische und auch die CNC-Fräsen und natürlich auch die gesamte Anlagensteuerung.“

Das junge Team der Makkon GmbH mit Alleingesellschafter und Geschäftsführer Markus Köll (6. von rechts).
Das junge Team der Makkon GmbH mit Alleingesellschafter und Geschäftsführer Markus Köll (6. von rechts).
© Makkon GmbH

Start mit Konstruktionsbüro

In die Selbstständigkeit ist der Maschinenbauingenieur vor 20 Jahren gestartet – damals mit einem reinen Konstruktionsbüro, das sich als Dienstleister für regionale Maschinenbauer verstand. Zunehmend wurde auch die Gesamtverantwortung für große Industrieprojekte übernommen – etwa für Gesenk- und Werkzeugwechselsysteme für die Schmiedeindustrie. 2015 hat Makkon damit begonnen, Steuerungstechnik einschließlich Schaltschränken sowie kleinere Sondermaschinen selbst zu fertigen. Das erste derartige Projekt war eine vollautomatische Härteprüfanlage für Motorblöcke, die – als Novität – direkt in den Produktionsprozess im chinesischen HONDA-Werk integriert wurde.

Betriebsgebäude erweitert

Was allerdings zunehmend fehlte, war der Platz für die Fertigung und die Abnahmeprüfung. Kleine Anlagen konnten in einer nahe gelegenen, allerdings nicht ständig verfügbaren Halle zusammengebaut und getestet werden, größere nur in einem Partnerunternehmen in Oberösterreich. „Die Reise- und Transportkosten und der Zeitaufwand wurden mit der Zeit einfach zu hoch. Deshalb haben wir im Vorjahr unser Betriebsgebäude um eine mit synchron steuerbaren Hallenkränen ausgestattete Montagehalle sowie um zusätzliche Büro-, Lager- und Werkstatträume erweitert. In den letzten Monaten wurde mit der Anschaffung von CNC-Dreh- und Fräsmaschinen, mit denen wir kurzfristig benötigte Kleinteile selbst herstellen können, bereits den nächsten Entwicklungsschritt gesetzt“, berichtet der Firmenchef. „Schließlich liegt uns daran, möglichst viel an Wertschöpfung in der Region zu halten und unsere Kompetenz besser sichtbar zu machen“.

Maßgeschneiderte Handhabungsgeräte

Das Leistungsportfolio von Makkon umfasst nicht nur den geschilderten Sondermaschinen- und Anlagenbau, sondern auch Generalunternehmerprojekte für Produktionsanlagen mit optimierter Fördertechnik. Wesentlich im Sinne von „Industrie 4.0“ ist dabei, dass die einzelnen Anlagenteile perfekt miteinander kommunizieren – sowohl steuerungs- als auch fördertechnisch. Ein weiteres Makkon-Standbein ist die Entwicklung und Produktion maßgeschneiderter Handhabungsgeräte – sogenannter Manipulatoren. Damit werden schwere und/oder sperrige Werkstücke ohne Kraftaufwand gehoben und exakt positioniert, und zwar von einer Person, die in kürzester Zeit am einfach gehaltenen Steuerpult eingeschult werden kann.

Das Betriebsgebäude der Makkon GmbH
Alles unter einem Dach gibt es seit dem Vorjahr bei Makkon. Für Konstruktion, Elektronik und Steuerungstechnik sowie Fertigung und Montage wurde ein architektonisch ansprechender Zubau errichtet.
© Makkon GmbH

Die Anwendungspalette für solche Handhabungsgeräte ist riesig – bei Magna in Steyr werden damit Türen und Motorhauben in die Jaguar-Karosserien eingebaut, bei „b-solution“, einem Tochterunternehmen von Binderholz, geht es um die Manipulation von vorgefertigten Massivholz-Elementen für den mehrgeschossigen Wohnbau. „Wir sind der einzige österreichische Hersteller von Handhabungsgeräten, wobei wir hochwertige Standardelemente von spezialisierten Partnern zukaufen. Die jeweiligen Greifersysteme werde von uns kunden- bzw. produktionsspezifisch angefertigt. In diesem Segment gibt es ein enormes Potenzial, da wir auch für kleine Gewerbe- und Handwerksbetriebe Lösungen anbieten, die sich in kurzer Zeit amortisieren“, ist Markus Köll überzeugt.

Volle Auftragsbücher

„Zudem arbeiten wir laufend an Innovationen. So ist es unser Ziel, den relativ energieaufwändigen pneumatischen bzw. elektropneumatischen Antrieb der Geräte schrittweise durch Servoelektrik zu ersetzen. Aktuell fehlen uns aber für den Abschluss der Entwicklung die nötigen Personalressourcen, da wir mit den laufenden Aufträgen bis weit in den Herbst hinein ausgelastet sind“. So verwundert es auch nicht, dass der Betrieb auch in Corona-Zeiten voll durchgelaufen ist.

Die Reisebeschränkungen machten es allerdings notwendig, die Kommunikation mit den Kunden neu zu denken. „Normalerweise findet die Werksabnahme unserer Anlagen beim Kunden statt. Für den eingangs geschilderten US-Auftrag haben wir den Testlauf aus unserer Halle kurzerhand mit drei Kameras per Livestream übertragen, so dass die Techniker in Übersee alle Details genauestens mitverfolgen und überprüfen konnten. Auch bei einer im Dezember nach Russland an den Lkw-Produzenten KAMAZ gelieferte Härteprüfanlage für Achsschenkel konnte die Inbetriebnahme per Videokonferenz bewerkstelligt werden“, erzählt der Makkon-Chef.

Eine automatische Härteprüfanlage
Im russischen Werk der als Ralley Paris-Dakar-Seriensieger bekannten KAMAZ-Lkw ist diese automatische Hängeprüfanlage für Achsschenkel im Einsatz - als Kooperationsprojekt von Makkon und QUATM aus Salzburg.
© Martin Lugger

Bei aller Spezialisierung doch sehr breit aufgestellt zu sein, ist für Makkon ein großer Vorteil. Markus Köll: „Die Auto- und Flugzeugindustrie, für die wir schon viele Projekte realisiert haben, steckt bekanntermaßen in einer Krise. Wir sind dafür jetzt viel stärker in der Holzindustrie präsent, wo wir beispielsweise für die Maschinenfabrik Springer, die als führender Anlagenbauer für die Säge- und Holzververarbeitungsindustrie weltweit tätig ist, als Zulieferer vollautomatische Förder- und Stapelsysteme konstruieren und produzieren. Oder etwa für das neue Brettschichtholz-Werk der Osttiroler Firma Theurl in Steinfeld, wo jetzt eine von uns konstruierte und gebaute 160 Tonnen schwere und zwölf Meter hohe, besonders platzsparende und zudem extrem schnelle Anlage die Produktion von CLT-Platten unterstützt“.

Aktuell sucht der Makkon-Chef mehrere Mitarbeiter – Mechatroniker und Monteure ebenso wie Lehrlinge: „Bei uns sind auch Frauen, die sich für eine technische Ausbildung interessieren, jederzeit herzlich willkommen.“

Weitere Informationen: Makkon GmbH

Kategorie(n)