Achterbahnfahrt mit Gemüse

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Andreas Giner vor einem
Andreas Giner vor einem
© Maria Kirchner Fotografie

In Warp-Geschwindigkeit schlug der Gemüse-Großhändler „Giner Gastroservice Hall“ im ersten Corona-Jahr neue, tiefe Markt-Wurzeln. Das KochKistl ist der jüngste Clou.

„Es war eine Katastrophe. Wir waren mitten in der Saison. Unsere Lager waren zum Bersten voll und nach dem Lockdown sind beispielsweise noch rund 8.000 Kilo Eissalat gekommen“, erinnert sich Andreas Giner, Geschäftsführer von Gemüse Giner mit Sitz in Hall und Feldern in Thaur. Die Lebensmittel, mit denen das traditionsreiche Agrarunternehmen den heimischen Gastronomiebetrieben wohlschmeckende Grundlagen liefert, haben vielfach eine Haltbarkeit von wenigen Tagen, weswegen die unternehmerischen Köpfe extrem rauchten. Rasch explodierten sie auf kreative Weise.

„Wir haben das Gemüse in Kartons gepackt und diese Gemüsekisten über unsere Kanäle beworben. Innerhalb von einer Woche haben wir einen Onlineshop gebaut und entsprechend gefüllt. Am Anfang hat uns beispielsweise die Landjugend unterstützt und die Kisten zu älteren Mitbürgern gebracht. Das war eine tolle Aktion, eine von vielen, das war ein Wahnsinn“, erzählt Andreas Giner in atemlosem Takt von der Dynamik der ersten Corona-Tage und -Wochen, in denen Zusammenhalt und Regionalität einen ungeahnten Aufschwung erfuhren.

Mit Schwung im Rücken

Mit diesem Schwung im Rücken schlug das Gemüsehaus im privaten Bereich Wurzeln. Und wie. Der Online-Shop auf www.gemuese-giner.at wurde ausgebaut und zu einer Plattform der Tirol-Regionalität – mit Obst Gemüse, Fleisch, Chuttneys und so weiter und so vielfältig. Die Bezirke Imst, Landeck, Reutte und Osttirol werden einmal, alle anderen Bezirke dreimal wöchentlich beliefert.

„Wir haben gesehen, dass das sehr gut funktioniert, aber auch, dass wir uns weiter bemühen müssen. Jetzt gibt es immer wieder Rezepte dazu, wöchentlich wechselnde Vitamkisten, es Osterkistl mit einem Osterzopf vom Bäcker und einem netten Blumensträußl von der Gärtnerei Jäger“, so Giner.

Einkaufen beim „Gustl“

Als punktgenau und über die Corona-Zeit hinaus erfolgsversprechend haben sich auch die „Gustl“ gezeigt beziehungsweise bewährt. „Der Gustl ist im Prinzip ein umgebauter Container mit einem Kühlbereich, in dem man rund um die Uhr, sieben Tage die Woche einkaufen kann“, erklärt der Chef.

Die Gustl sind mittlerweile mit über 200 Artikeln „bestückt“ und bieten neben Vitaminreichem auch Milch von Tiroler Bauern, Käse aus dem Zillertal, Fleisch von der Landmetzgerei Piegger oder österreichischen Reis – „Österreis“. Giner: „Wir haben auch immer Brot von einem regionalen Bäcker dabei und die Leute nehmen das total gut an.“

Neuestes Projekt: KochKistl

Das darf auch vom jüngsten Projekt erwartet werden, dem KochKistl. Die Idee, ein Rezept plus portionsgenaue, frische Zutaten zum Kochen nach Hause zu liefern, gibt es schon. Doch störte Giner dabei, dass die Zutaten allesamt aus Deutschland, Belgien oder Holland „kommen“.

Er sagt: „Schimpfen kann jeder, darum haben wir, zusammen mit Urs Seiler von der Piano Bar Innsbruck, unser KochKistl initiiert – mit vielen Rezepten und Zutaten aus der Region – Nudeln von Recheis, Fleisch von Piegger, Eier aus dem Wipptal und so weiter.“ Unter www.kochkistl.at wird dieser in der Corona-Not geborene Clou wieder eine Markt-Wurzel sein, die das Gemüsehaus geschlagen hat. In Warp-Geschwindigkeit.