Kein Zusperren, bevor das Aufsperren begonnen hat!
Sämtliche Sparten der WK Tirol warnen vor den dramatischen Folgen einer Verlängerung des Lockdowns oder einer Isolierung Tirols. Vielmehr gilt es jetzt, das Contact Tracing und den Ausbau der Testinfrastruktur voranzutreiben.
Die Obleute aller sieben Sparten der Tiroler Wirtschaftskammer warnen vor überschießenden Maßnahmen und der andiskutierten Isolierung Tirols. „Die derzeit vorliegenden Inzidenzen rechtfertigen keine voreiligen Schritte. Weitere Lockdowns ohne ausreichende wissenschaftliche Evidenz würden einen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Flurschaden anrichten, der irreparabel ist“, erklärt WK-Präsident Christoph Walser angesichts der uneinheitlichen Meinungen verschiedener Experten. Der Obmann des Tiroler Handels weist darauf hin, dass die Betriebe über umfangreiche und bereits erprobte Präventionskonzepte verfügen, die am Montag ein sicheres Öffnen ermöglichen.
„Jeder Tag mit geschlossenen Geschäften führt dazu, dass mehr und mehr Konsumenten auf den Onlinehandel ausweichen – leider oft nicht auf die Webshops heimischer Anbieter, sondern auf die Plattformen internationaler Onlinegiganten“, warnt Unterberger. Ein Zusperren bevor das Aufsperren begonnen hat, sieht auch der Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft absolut kritisch: „Wir brauchen dringend die Öffnungsschritte für den Handel und die körpernahen Dienstleister ab Montag. Wenn es hier zu Verzögerungen kommt, werden auch die nächsten Öffnungsschritte weiter nach hinten verschoben. Das würde das Aus für viele Tourismusbetriebe bedeuten, die jetzt schon am Rande der Existenz sind“, betont Gerber.
„Wir brauchen dringend die Öffnungsschritte für den Handel und die körpernahen Dienstleister ab Montag. Wenn es hier zu Verzögerungen kommt, werden auch die nächsten Öffnungsschritte weiter nach hinten verschoben.“
Die Forderung nach Maßnahmen mit Augenmaß unterstreicht auch Franz Jirka für das Gewerbe und Handwerk: „Die körpernahen Dienstleister haben sich akribisch auf die Öffnung vorbereitet und können unter den strengen Auflagen einen sicheren Betrieb gewährleisten.“ Jirka verweist auch auf einen beträchtlichen Anteil an heimischen Gewerbebetrieben, die über die Grenzen arbeiten. „Mit einer Abschottung würden diese Aufträge nicht nur für einige Wochen stillstehen, sondern in vielen Fällen gänzlich verloren gehen, da sich die Auftraggeber aufgrund terminlichen Drucks nach Ersatz umsehen würden“, gibt Jirka zu bedenken.
„Betriebe lassen sich nicht beliebig auf- und zusperren. Hinter jedem Unternehmen steht eine ausgeklügelte Logistik, die entsprechende Vorlauf- und Planungszeiten erfordert.“
Industrie-Obmann Max Kloger sieht eine Abschottung auch für die Tiroler Industrie als großes Problem: „Der Erfolg der Tiroler Industrie baut wesentlich auf einer hohen Exportquote auf. Eine Abschottung kappt sämtliche Verbindungen und bringt langjährige Geschäftsbeziehungen in Gefahr“, so Kloger.
Rebecca Kirchbaumer, Obfrau der Sparte Transport und Verkehr, ergänzt: „Betriebe lassen sich nicht beliebig auf- und zusperren. Hinter jedem Unternehmen steht eine ausgeklügelte Logistik, die entsprechende Vorlauf- und Planungszeiten erfordert. Jetzt den Betrieben über Nacht mitzuteilen, dass ihre sämtlichen Vorbereitungen umsonst waren, ist die reinste Vermögensvernichtung“, so die Logistikexpertin.
Der Obmann der Sparte Information und Consulting, Dietmar Hernegger, fordert ebenfalls die Ausschöpfung sämtlicher derzeitigen Möglichkeiten. „Über alle bereits eingesetzten Maßnahmen hinaus wird Tirol alle Potenziale bei Testungen und beim Contact Tracing ausschöpfen. Es wäre völlig unverhältnismäßig, Tirol jetzt komplett zu isolieren, ohne die Wirkungen der neuen Maßnahmen abzuwarten“, so Hernegger. Auch der Obmann der Sparte Bank und Versicherung, Hans Unterdorfer, fordert, „dass sämtliche Entscheidungen und Maßnahmen evidenzbasiert sein müssen“.