

Auch die digitale Welt braucht Fairness
Bei gleichen Wettbewerbsbedingungen ergänzen sich stationärer Handel und E-Commerce. Mit der Digitalsteuer hat Österreich eine Vorreiterrolle eingenommen. Das ist für Online-Bestellungen aus Drittstaaten auch nötig. Dann haben die heimischen Betriebe auch gegen Online-Giganten gute Chancen.
Trotz monatelanger Verhandlungen ist bekanntlich eine Digitalsteuer auf EU-Ebene gescheitert. Aus diesem Grund ist die Bundesregierung aktiv geworden und setzt auf die nationale Einführung einer Digitalsteuer. Internet-Großkonzerne zahlen künftig fünf Prozent auf Online-Werbung, darüber hinaus haften Buchungsplattformen wie Airbnb für nicht versteuerte Umsätze ihrer Nutzer. Damit übernimmt Österreich eine Vorreiterrolle. Frankreich, Spanien und Italien sind bereits dabei, ähnliche Steuerregelungen einzuführen.
Für E-Commerce-Expertin und Vizepräsidentin Barbara Thaler ein wichtiger Schritt, um die Schieflage zwischen der kaum vorhandenen Besteuerung von Online-Giganten und heimischen Klein- und Mittelbetrieben auszugleichen. Thaler ist davon überzeugt, dass dadurch der Druck auch auf alle anderen europäischen Länder steigt: „Die Bevölkerung keines europäischen Landes hat Verständnis dafür, dass multinationale Konzerne in ihrem Land Milliardengewinne erwirtschaften, aber gleichzeitig bei den Steuern weitgehend durch den Rost fallen.“
Freigrenze besser früher als später abschaffen
In einem wesentlichen Detail wünscht sich Thaler allerdings noch mehr Tempo: Die aktuell geltende Einfuhrumsatzsteuer-Freigrenze von 22 Euro für Online-Bestellungen aus sogenannten Drittstaaten führt in der Praxis nicht selten dazu, dass die korrekte Versteuerung umgangen wird. Die EU hat vor, diese Freigrenze in zwei Jahren zu streichen. Dem heimischen Handel ist das aber zu spät: „Je früher dieses Steuerschlupfloch für ausländische Online-Handelskonzerne geschlossen wird, desto besser“, stellt auch Martin Wetscher, Obmann des Tiroler Handels, fest und ergänzt: „Andere Mitgliedsstaaten haben das bereits erkannt und die Freigrenze vorzeitig abgeschafft. Es ist hoch an der Zeit, dass Österreich nachzieht.“
Österreich sollte die Vorreiterrolle, die bei der Digitalsteuer eingenommen wurde, auch in diesem Punkt konsequent beibehalten und damit für fairen Wettbewerb sorgen. Es braucht in allen Bereichen ausbalancierte Regelungen, denn analog und digital sind längst keine Gegensätze mehr, sondern garantieren Hand in Hand optimale Geschäftsergebnisse und maximalen Kundennutzen. Wie der stationäre Handel vom digitalen Wettbewerb profitieren kann, zeigte letzte Woche Verkaufsexperte Roman Kmenta in einem Vortrag in den Räumlichkeiten der WK Tirol in Innsbruck auf. Einmal mehr wurde klar, dass es nichts nützt, im Handel „online gegen offline“ auszuspielen.
Marketing- und Verkaufsexperte Roman Kmenta zeigt in seinem Vortrag auf, welche Strategien helfen, um vom Online-Handel zu profitieren.
Zehn Strategien für erfolgreichen Offline-Auftritt
Der stationäre Einzelhandel hat sehr wohl eine Chance gegen die scheinbar übermächtigen Gegner in Form von Online-Shops – wenn er sich für die neue Welt öffnet und die neuen Werkzeuge für sich nutzt. Roman Kmenta präsentierte zehn konkrete Strategien für einen erfolgreichen Offline-Auftritt, die seinem Motto „The Voice of Value“ gerecht werden: „Dem Onlinehandel gegenüber immer noch niedrigere Preise Paroli bieten zu wollen, ist eine kurzsichtige Strategie. Dabei gibt es letztlich nur Verlierer – online wie offline wird so zu wenig verdient. Auch der Konsument, der scheinbare Gewinner, verliert dabei, da die niedrigen Preise letztlich auf die Qualität drücken. Schluss mit der Rabattitis. Nachhaltiger ist es, den Wert zu steigern, um ein Angebot attraktiver zu machen.“
Geschäfte vor Ort können ihren Wirkungskreis erweitern, wenn sie auch die digitale Welt nutzen. Die WK schaut darauf, dass die Rahmenbedingungen fair sind und sich Kleine und Große im Wettbewerb auf Augenhöhe begegnen.
Hat der stationäre Handel eine Chance gegen Online-Shops?
Online-Auftritte müssen als zusätzliche Vertriebskanäle und nicht als Konkurrenz gesehen werden. Viele Unternehmer stecken ihren Kopf in den Sand, doch das ist die falsche Reaktion auf die aktuellen Entwicklungen. Besser die Emotionen beiseitelassen und schauen, welche Strategien online funktionieren und in den stationären Einzelhandel übertragen werden können.
Welche Onlinestrategie gelingt offline auch?
Wählen Sie das richtige Spielfeld. Beim Thema Preis hat man gegenüber Onlineangeboten oft keine Chance. Um den Wettbewerb zu gewinnen, ist dies der falsche Ansatz. Da immer der Preis und der Wert miteinander verglichen werden, ist es besser den Wert zu erhöhen als den Preis zu senken.
Wie erhöht man den Wert ohne den Preis zu senken?
Man schafft beispielsweise ein unvergessliches Kauferlebnis. Oft sind es Kleinigkeiten, wie eine tolle Verpackung oder eine ansprechende Auslage. Händler müssen sich überlegen, welche Berührungspunkte habe ich zu den Kunden und wie kann ich die am besten optimieren.