Unterweger Früchteküche auf süßer Mission

WK-Funktionärin Michaela Hysek-Unterweger leitet das Osttiroler Traditionsunternehmen Unterweger Früchteküche mit Leidenschaft und Gespür für Innovationen in dritter Generation.

Seit 1931 wird im Ortsteil Thal-Aue der Osttiroler Gemeinde Assling Marmelade produziert. Schon von Beginn an bestand die Belegschaft mehrheitlich aus Frauen; seit 2010 steht mit Michaela Hysek-Unterweger auch eine Frau an der Spitze der Unterweger Früchteküche GmbH. „In das Familienunternehmen einzusteigen, war für mich während meiner Ausbildung und meiner späteren Berufstätigkeit noch kein Thema. In den Schulferien habe ich immer im Tourismus gearbeitet und hatte Spaß daran. Nach der HAK-Matura war ich dann ein Jahr lang bei einem Medizintechnik-Unternehmen in Verona tätig, bevor ich das Studium ‚Internationale Betriebswirtschaftslehre‘ an der WU in Wien absolvierte. Anschließend habe ich mehr als fünf Jahre als Tourismusberaterin bei renommierten Consulting-Firmen in Wien gearbeitet“, erzählt die junge Unternehmerin.

„Als dann zur Diskussion stand, doch in dritter Generation die Verantwortung für das Familienunternehmen zu übernehmen und nach Osttirol zurückzukehren, war meine Bedingung, von der 50:50-Beteiligung, die zwischen meinem Vater Paul Unterweger und seinem Cousin bestand, wegzukommen und die Anteilsmehrheit zu erhalten. Das ging nicht von heute auf morgen, hat aber schließlich geklappt – 51 Prozent halte ich, 49 Prozent mein Vater. Die Mitarbeit meines Vaters und seine Erfahrung sind mir eine große Hilfe. Es gibt so viel, das man nicht an der Uni lernen kann.“

Unterweger steht für Qualität und Vielfalt

Unter der Dachmarke „Familie Unterweger“ und den Produktmarken „Tiroler Früchteküche“ und „UWE“ werden jährlich bis zu 5.000 Tonnen Obst zu hochwertigen Konfitüren, Kompotten, Röstern, Sirupen und diversen Spezialitäten wie Hollersulze oder in Honig eingelegte Nüsse verarbeitet. Spitzenreiter beim Obst ist und bleibt die Marille. „Wir benötigen 750 Tonnen Marillen pro Jahr und haben dafür mehr als 80 Rezepturen abrufbar. Insgesamt umfasst unser Sortiment an die 1.000 Produkte“, berichtet Michaela Hysek-Unterweger.

„In unserer Branche sind wir ein vergleichsweise kleiner Betrieb. Da ist es klar, dass man nicht mit Massenprodukten reüssieren kann. Qualität, Flexibilität, Innovationsbereitschaft und Vielfalt sind unsere Stärken. Es hilft uns auch, dass wir bezüglich unserer Kunden breit aufgestellt sind. Unsere Produkte gehen zu je etwa einem Drittel an Einzelhandel, Gastronomie und Lebensmittelindustrie bzw. -gewerbe. So lassen sich die unvermeidlichen Nachfrageschwankungen sehr gut austarieren.“ Bemerkenswert ist, dass nicht nur Bäckereien und Konditoreien treue Unterweger-Kunden sind – bei der Marillenmarmelade für Faschingskrapfen beträgt der Marktanteil etwa 60 Prozent – sondern auch fleischverarbeitende Betriebe: Man denke an Preiselbeerschinken oder Pasteten, die es nicht nur mit pikanten, sondern auch mit süßen Füllungen aus dem Hause Unterweger gibt.

Export in Nachbarländer

Ungefähr ein Viertel der Produktion wird exportiert – so etwa nach Norditalien, Slowenien, Tschechien, Deutschland und in die Schweiz. „Bei den internationalen Lebensmittelmessen – wir sind regelmäßig auf der ANUGA in Köln und der CIBUS in Parma vertreten – gibt es immer wieder Anfragen auch aus Übersee. Tatsächlich ist der Aufwand für solche Geschäfte enorm und rechnet sich für uns nicht“, berichtet die Firmenchefin über ihre Erfahrungen. Bereits seit Anfang der 1960er-Jahre gibt es einen weiteren Produktionsstandort im burgenländischen Kittsee, der größten Marillenanbaugemeinde Österreichs. Von Mai bis Oktober verarbeiten dort bis zu 20 Mitarbeiter das Frischobst aus der Umgebung; drei Personen sind dort ganzjährig mit der Produktion von Halbfertigerzeugnissen und Kommissionierungen beschäftigt.

„Kittsee war eine kluge Entscheidung der Firmengründer, da wir dort sehr nahe an den Obstlieferanten, aber auch an unseren ostösterreichischen Kunden dran sind. Außerdem hilft uns das Werk in Kittsee mit seinen Produktions- und Lagerkapazitäten auch bei der kontinuierlichen Rohstoffversorgung für den Hauptbetrieb“, so Hysek-Unterweger. Apropos Obsteinkauf: „Die Wetterkapriolen im Gefolge des Klimawandels setzen dem Obstanbau enorm zu; bei manchen Sorten kommt es gebietsweise sogar zu Totalausfällen. Die vielfach langjährigen Partnerschaften mit unseren Lieferanten helfen uns, auch in problematischen Jahren hochwertiges Obst zu bekommen. Wir kaufen soviel wie möglich in Österreich ein, Importe sind aber unverzichtbar, wobei wir uns auf Europa beschränken. Enorme Schwankungen bei den Erntemengen gibt es mittlerweile leider überall. So war zuletzt aus Skandinavien, normalerweise Hauptherkunftsregion der Preiselbeeren, kaum Ware zu bekommen.“

Zahlreiche Herausforderungen

Die Unterweger Früchteküche muss sich – wie die ganze Branche – noch vielen anderen Herausforderungen stellen: Überbordende Regulierungs- und Zertifizierungsanforderungen, der Umgang mit so emotional besetzten Themen wie der Diskussion über den Zuckerkonsum, die Sicherstellung des Bedarfs an Fachkräften. Wie schafft es Michaela Hysek-Unterweger, Mutter von zwei Söhnen im Volksschulalter, in einem solchen Umfeld einen Betrieb mit 50 Mitarbeitern – in den erst kürzlich kräftig investiert wurde – zu führen, sich für die Brancheninteressen in der Wirtschaftskammer einzusetzen und als erst kürzlich gewählte ÖWB-Bezirksobfrau auch noch die Interessen der Osttiroler Wirtschaft zu vertreten? „Ohne den Rückhalt durch die ganze Familie ginge das nicht. Bei uns leben vier Generationen unter einem Dach, außerdem befindet sich das Büro im Haus – für mich ist das ein Glücksfall.“

»Weitere Informationen: Unterweger Früchteküche

Was hat Sie dazu motiviert, Funktionärin zu werden?

Sowohl mein Vater als auch mein Onkel haben sich als WK- bzw. IV-Funktionäre engagiert. Ihr Beispiel hat mich überzeugt, dass man durch die aktive Mitarbeit in der Interessenvertretung Positives für die Branche bewirken kann – alleine wäre man vielfach chancenlos.

Worauf sind Sie in Ihrer Funktionärstätigkeit stolz?

Es geht immer um die gemeinsame Arbeit in Fachverband und Fachvertretung. Etwa bei der Sicherstellung des Fachkräftenachwuchses durch den erfolgreich etablierten Lehrberuf „Lebensmitteltechniker“. Wir bilden derzeit fünf Lehrlinge aus und sehen, dass diese Ausbildungsschiene maßgeschneidert für unsere Branche ist.

Welche Ziele verfolgen Sie als Funktionärin?

Die Rahmenbedingungen müssen gleichermaßen für Unternehmen und Mitarbeiter passen. Für uns Fruchtverarbeiter ist die Absicherung des Obstanbaus in Österreich von hoher Relevanz. Als Frau ist mir die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ein besonderes Anliegen. In unserer ländlichen Region gibt es da noch viel zu tun.

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